Sonntag, 3. Februar 2013

Monster?

Der letzte Spielabend war ein seltsames Erlebnis. Die Session schwankte zwischen obskuren Themen und seltsamen Eindrücken. Und war irgendwie gar nicht normal, auch wenn die Einladung Langeweile versprochen hatte. Ganz im Gegenteil: Irgendwie hat scheinbar jeder das gefunden, was er wollte.

Drogenplots sind so unglaublich beliebt bei den Vampire-Spielleitungen. Sie tauchen immer wieder nur kurz auf, bieten einen bunten Strauß an Möglichkeiten, sich total zum Apfel zu machen und sind dann wieder verschwunden. So auch wieder in der letzten Runde in Regensburg. Doch ganz im Gegensatz zu den üblichen Spielen gab es diesmal eine Ausweichmöglichkeit. Kein unbedingtes Mitspielen. Auch wenn das hieß: Aushalten. Und zwar bis zum Schluss.
Im konkreten Fall: Es ist zwar leicht, Leute mit Spielen zu unterhalten, aber auf Dauer kann es echt anstrengend werden.

Damit Klarheit herrscht: Im Spiel werden dann keine Drogen konsumiert, sondern nur durch das Spiel symbolisiert. Die Spieler erhalten Informationen über die wahrscheinliche Wirkung und schauspielern dann dementsprechend. Der "echte", reale Konsum hingegen ist von vornherein verboten und führte zum Ausschluss desjenigen.

Aber woher kommt die Faszination dafür? Warum können sich einige dafür enorm erwärmen und andere schütteln nur den Kopf?


Ich vermute ja immer wieder, dass es jenes Phänomen ist, das (zumindest Gerüchten zufolge) Teil mancher Verhaltenstherapie ist: Die Leute dürfen sich austoben. Sie dürfen sich eben total zum Apfel machen, ohne dass es weiterreichende Folgen hätte. Sie dürfen sich hineinfühlen in den Kontrollverlust von Alkohol und anderen Stoffen, ohne sich der Gefahr von Abhängigkeit etc. auszusetzen, denn sie nehmen sie nicht zu sich. Sie spielen ja nur.

Was aber an irrem Gelächter und Ergebnisse durch die Tür des "Abenteuer-Zimmers" drang, wäre für manchen "normalen" Menschen jedenfalls ein Grund gewesen, die Leute mit den netten, weißen Kuscheljacken zu holen. Eine Dame, in Abdeckfolie "eingekleidet", einer der Männer mit einem Einwegschutzanzug als Krawatte...
Das habe sogar ich als recht "alter" Spieler selten gesehen. Faszinierend auch, dass sie keinerlei Scham oder Bedenken zu empfinden schienen. Aber ich kenne dieses Phänomen. Mit einer gewissen Gruppendynamik entsteht eine Wahrnehmungssituation, die jegliche Scham ob seltsamen Verhaltens vergessen lässt. Und es ist eigentlich ein schönes Erlebnis. Doch ich bin schon im realen Leben ein Drogenfeind. Vielleicht ist auch das der Grund, wieso ich mich nicht auf dieses Spiel einlassen konnte.

Wir Braven, eine kleine Gruppe von vier, phasenweise sechs Personen, saßen draußen und beobachteten das seltsame Spiel. Beinahe sittsam um den Tisch gruppiert, spielten wir Brettspiele und forderten uns gegenseitig heraus, Smalltalk betreibend.

Und auch das war eine interessante Herausforderung. Wenn man sich in Erinnerung ruft, dass es hier um Vampire ging, war das Verhalten im Zimmer eigentlich stereotyper als das, was wir betrieben. Zügellosigkeit und Unbekümmertheit im Vergleich zu einer gewissen Art von Normalität. Auch wenn unsere Gespräche irgendwie weit weg von einem normalen Smalltalk waren. Sie waren in jedem Fall aufschlussreich.
Die Charaktere in einer zwanglosen Situation kennen zu lernen ist leider nicht immer möglich, aber es ist ein wunderschönes, tiefes Spielgefühl, die Chance wahrnehmen zu können. Es bringt Leben in das Spiel und die Charaktere.

Denn es ist nicht alleine der dargestellte Charakter, der in so einer Situation zutage kommt, sondern auch die Person, die diesen darstellt. Manchmal leider, manchmal glücklicherweise.

Es sind Menschen und Menschen bleiben sie. Auch, wenn sie Monster spielen.

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