Samstag, 9. Februar 2013

Titel oder nicht?

Ja, es geht um Schawan. Bzw. ja noch Doktor Schawan.

Ich gehe da mal frei nach dem Blog von Tante Jay mit einem Beitrag über Schawan, Tante Jay nennt da schon einige Argumente. So im Ganzen betrachtet gebe ich ihr und vielen anderen, die darüber diskutieren recht. Aber ich denke, da liegt noch etwas mehr im Argen, das sich in die aktuelle Zeit hinein entwickelt hat - ...


das Erfolgsdenken.

Tante Jay erklärt sehr schön, dass die Karriere von Schawan schon länger geplant und sich früh entwickelt haben wird. Einer der Kommentatoren erklärt auch, dass es an Manpower und Technik fehlte, um so weitgreifende Überprüfungen möglich zu machen. Das Folgende gilt eigentlich nur für diejenigen, die sich recht bewusst durchgeschummelt haben. Denn diejenigen sind es, die nun Angst haben müssen.

Wenn wir es uns einmal recht überlegen, wäre ohne Guttenberg denn überhaupt solch ein Skandal entstanden? Erst mit der Welle der Doktortitelüberprüfungen stellt sich heute heraus, dass es diese Plagiate gibt. Und nicht einmal wenig davon. Wiki's, allgemein das Internet, Vergleichsprogramme und viele Menschen, die lange zusammenarbeiten, haben öffentlich gemacht, woran es hakt.

Zu der Zeit, als die Doktorarbeiten verfasst wurden, konnte man aber davon ausgehen, dass die Arbeiten durchkommen. Mit geschicktem Zitieren/Plagiieren und weniger bekannten Quellen war es sicherlich möglich, auch geübte Prüfer zu überlisten. Immerhin sind viele der Ideen, die in den Arbeiten vertreten werden, nicht neu, sondern werden erforscht bzw. neue Aspekte eröffnet. Und sicherlich wussten auch die Doktoranden recht genau, wie und mit welchen Mitteln solche Arbeiten überprüft werden

Wenn man nun bereit ist, diesen "Betrug" zu begehen, der wahrscheinlich nicht entdeckt wird, Arbeit spart und eine Karriere verspricht, die Geld und Macht in sich vereint - wo ist da das Risiko?
Es gibt effektiv keines. Bzw. ist es so gering, dass es sich lohnt!
Die Doktorarbeit wird geschrieben, die Überprüfung bestanden, den Doktortitel in der Tasche geht es auf zu neuen Ufern. Wird je jemand diese Doktorarbeit noch einmal prüfen? Ohne Verdacht findet solch ein Test nicht statt. Stattdessen prangt auf der Visitenkarte ein "Dr.". Sehr schön. Und in gewisser Weise doch genauso viel wert wie der gekaufte Doktortitel irgendeiner Inseluniversität. Ein Entzug dürfte da gar nicht wirklich wehtun - oder, wenn man ihn als Mittel zum Zweck verwendet, dann sollte er gerade Schmerzen verursachen. Wie beispielsweise einen Rücktritt oder den Verlust von Amt, Ansehen und Geld. Wer sich ein Amt anmaßt, kommt hinter Gitter - die Politiker haben gerade so das Recht, sich dieser Falle zu entziehen.

Dass nun die große Prüfungswelle stattfindet, konnten sie alle nicht ahnen. Dass es gleich mehrere erwischt, ebensowenig. Aber viele wissen nun, dass es sie ebenfalls erwischen könnte.
Und genau das ist einer der Gründe, wieso keineswegs eine Verjährungsfrist bestehen sollte. Warum soll sich ein Politiker 20 oder 30 Jahre nach dem Erwerb seines Doktortitels sicher fühlen können? Hätten sie nicht geschludert und sich an die Regeln gehalten, wäre es ja alles kein Problem gewesen. Dann könnte auch ein von Guttenberg nun noch immer einen Doktortitel tragen.

Was bleibt, zumindest mir, ist die Erkenntnis, dass Schummeln früher vermutlich einfacher war.
Und sich noch immer nicht rentiert.

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