Draußen ist Kälte. Auch wenn die Steinchen, der gestreute Kies nicht wären, wäre da doch die Kälte der Straßen. Rauhreif überzieht alles mit seinen Stacheln, aber sie sind das einzig harmlose daran.
Ich ziehe einfache Sandaletten, Flipflops an. Ein paar Millimeter, die mich vor einem direkten Rendezvous mit der Eisigkeit der Straße und der Erfrierungsgefahr schützen. Auch wenn ich sie nicht immer bräuchte.
"Bunte Vögel" sitzen auf meinen Füßen und werden von Passanten angestarrt. Natürlich sind dort keine Vögel. Aber ich stelle sie mir gern vor, damit ich wenigstens eine Begründung habe, warum die Leute schauen. Natürlich weiß ich, dass die gut durchbluteten Zehen, gerötet und warm, ein ungewohntes Bild sind. Nackt gegenüber der Kälte kümmert sich der Körper selbst darum. Es sind keine arktischen Temperaturen, die hier herrschen.
Der Winter.
Die Zeit mit Eis und Schnee vergeht zum Glück recht schnell. Sie bedeutet Wochen, Monate Schonung und Trägheit. Wer kennt das nicht, dass er über Weihnachten ein bisschen zulegt zwischen Truthahn, Braten, Schokolade und Nüssen?
Der Körper rächt sich dafür. Manche kämpfen mit ihrer Gallenblase, anderer frieren ständig, wieder andere ahnen, was in den nächsten Monaten auf sie zukommt: Wenn der Straßenkehrer den Kies weggefegt und die Maschinen ihn eingesammelt haben, dann beginnt das nächste Barfuß-Jahr.
Die Sandalen aus, der Fuß berührt den Boden und es ist ein schon wohliger Schauer. Kalter Stein. Noch ist er überall kalt. Bald wird die Sonne ihn wärmen. Kalter Asphalt. Im Sommer wird er wieder weich. Gras, manchmal noch geziert von einem bisschen nächtlichen Reif, der sich unter den Füßen sofort zu Tau verwandelt.
Ein paar Schritte.
Vergessene Steinchen machen klar, dass auch wenn es nur Millimeter waren, die von der Außenwelt trennten, diese Welt doch noch immer existiert. Nur dass der Mensch weich geworden ist. Wie die berühmten "Bürohände" einer Sekretärin im Vergleich zu den rauen, schwieligen eines Mechanikers.
Die Schonung hat uns weich gemacht, sagen die Füße, warum jetzt wieder die raue Welt? Hat die Kälte nicht gereicht? Der Geist sagt "Das macht ihr doch auch sonst?" Und der Fuß antwortet darauf, indem er wieder härter wird. Hornhaut und Gewöhnung bringen mich durch den Frühling, lassen mich den Sommer genießen, den Herbst feiern, hinein in den Winter. Ein bisschen erscheint ein es wie der Kreis der Jahresfeste. Es wird gestreut.
Die Gefahr wird größer, wenn Eis, Schneematsch und Salz zusammenkommen. Spätestens jetzt geht es nicht mehr ohne zusätzliche Sohle. Seufzend krame ich die Sandaletten heraus.
Ein paar Millimeter.
Und wenn der Frühling kommt, gehen wir wieder los.
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