Donnerstag, 21. Februar 2013

Krieg der Formulierungen

Sage ich nun:
"Die wirtschaftliche Lage ist in verschiedenen Bevölkerungsschichten unterschiedlich, jedoch sorgt der Staat für eine allgemeine Versorgung. Dies wirkt auf die Berechnung der Rentensätze fort."

oder sage ich:
"Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auf; ALG II, auch bekannt als Hartz VI, sichert vielen Menschen ein geringes Existenzminimum. Das allerdings hat Armutsrenten zur Folge."

Ersteres klingt doch deutlich positiver, auch wenn es keine wirklich Aussage enthält. Doch genau darum rankt sich eine Debatte im Bundestag. Verschiedene Politiker streiten sich darum, wie der Bericht über Armut und Reichtum in Deutschland formuliert sein sollte. Die einen meinen, Passagen sollen gestrichen werden, die anderen sehen genau diese Passagen als Kernpunkte.

Was jedoch letzter Instanz am deutlichsten wird: Hier wird Meinungsbildung betrieben, allerdings jene Art von Meinungsbildung, die am Ende darüber entscheidet, ob die Politik irgendwann einmal "eins auf den Deckel" bekommt.
Denn wie klingt das, wenn mehr Menschen in Lohn und Brot sind? Das ist toll, nicht wahr? Aber wenn diese Menschen aus eigener Arbeitskraft nicht an das Existenzminimum reichen, ist die Sache mit "Lohn und Brot" schon wieder stark relativiert.
Und wie liest sich das, wenn gesellschaftlicher Zusammenhalt gefährdet sein kann? Irgendwie auch nicht gut. Also weg damit.

Interessant ist, dass einige diese Problematiken als Luxusprobleme betrachten (siehe Kommentare des Artikels). Es mag sein, dass andere Länder andere Verhältnisse haben, aber leben wir dort? Wer sich über solche "Luxusprobleme" echauffiert, hat vermutlich noch nicht genug Knappheit und Verachtung gekostet - oder hat besagte "Luxusprobleme" nicht.

Immerhin soll heute in dieser Sache ein Beschluss gefasst werden. Wir werden sehen.

Der Artikel dazu:
Wie groß ist die Armut in Deutschland? bei der Tagesschau

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen