Mittwoch, 7. September 2016

Füllungen - hundertundeine unendliche Geschichte

Letztes Update: 10.04.2018

Wo ich grad dabei bin: Ich bin offen für Korrekturen und Erfahrungswerte :)

Für ein Bastelprojekt in der Zuge meiner Arbeit ergehe ich mich gerade in Recherchen und von daher erlaube ich mir einfach mal die gewonnenen Erkenntnisse hier niederzulegen.
Unser heutiges Thema: Füllungen.
Für das Projekt brauchen wir (Plüschtier- und Kissen-)Füllungen, die mehrere Erwartungen erfüllen: Sie sollen möglichst waschbar sein, fühlbar, günstig und gut zu besorgen. Ausserdem sollen sie natürlich auch ein bisschen etwas aushalten und darüber hinaus nicht gefährlich sein.
Für ein weiteres Projekt suche ich derzeit auch historische Varianten für Füllungen - quasi für Mittelalterspielzeug.

Glasdekogranulat scheidet also schonmal aus ;)

Für diejenigen, die nicht mit dem Begriff "Spelz" aufgewachsen sind: Als "Spelz" bezeichnet man die meistens etwas härtere Aussenschale des Getreides, die sich nicht mitessen lässt. Es gibt Getreidesorten, die diese Schale nicht haben, wie beispielsweise der Nacktweizen (Oh, sie hat "nackt" geschrieben! - Ja, der heißt so.), den man auch Rauweizen nennt.

Für fast alle Kern- und Getreidefüllungen gilt, dass Waschen in der Maschine nicht möglich ist. Es gibt ein paar Ausnahmen. Und Ausnahmen von den Ausnahmen ;) Wenn hier von waschbar die Rede ist, beinhaltet das schwerpunktmäßig die Maschinenwäsche, zumeist aber auch die Handwäsche. Besondere Ausnahmen schreibe ich dazu - sobald ich sie finde.

Für die echten Pro's:
Füllvolumenrechner von Giraffenland
Der listet sogar viele der hier vorgestellten Füllungen.

In der Folge also mal das, was sich so finden ließ, hübsch in alphabetischer Reihenfolge und nach und nach ergänzt (ergo noch nicht vollständig): 

Amaranth
Die Vampire-Spieler unter meinen Lesern grinsen jetzt wahrscheinlich. Amaranth ist aber ein kleinkörniges Getreide (lustigerweise kein Getreide, aber man kanns wie ein solches nutzen), dessen Pflanze auch Fuchsschwanz genannt wird.
Er sieht Hirse recht ähnlich, die Körner sind aber meistens kleiner. Amaranth ist sehr feinkörnig, im Allgemeinen werden mehr als 1000 Körner pro Gramm angegeben.
Kaufen kann man diese Körner inzwischen auch im Supermarkt, ähnlich wie Quinoa (wobei man letzteres anscheinend noch nicht als Kissenfüllung entdeckt hat).
Sehr begrenzt bis gar nicht waschbar.

Amaranth ist mit der Zeit und der modernen Landwirtschaft nach Mitteleuropa eingeschleppt worden.

Anis
Auf Anregung von ein paar Mitlesern und -Rechercheuren führe ich das Gewürz mal mit hier auf.
Anis ist nicht waschbar, aber man bekommt ihn recht leicht als Zutat. Größere Mengen kosten dann doch etwas mehr, aber vermutlich ist es ohnehin mehr als Beimischung geeignet.

Vom Historischen her haben wir es hier mit einem Gewürz zu tun, das in Europa schlecht ausreift und daher vermutlich nicht zu günstig war. Allerdings hat das seiner Verbreitung wenig Abbruch getan - Anis ist sogar in verschiedenen Bräuchen und Aberglauben verankert.

Aprikosenkerne
Eine von vielen Obstsorten auf dieser Liste.
Aprikosenkerne sind - wieder was dazugelernt - nicht gleichzusetzen mit den Aprikosensteinen. Der Stein ist die Hülle des Kerns.
Aprikosenkerne sind essbar, ähnlich Mandeln. Auch hier sind die Bitteren im Ruf, Blausäure zu enthalten - man sollte also nicht zu viele davon essen. Die Steine bekommt man selten zu kaufen, die Kerne gibt's durchaus im Bioladen.
Aprikosenkerne gelten als nicht waschbar.

Aprikosen und Pfirsiche sind im Mittelalter nach Europa eingewandert, insofern nichts wirklich extrem besonderes. Sie gelten trotzdem aus den Berichten dieser Zeit nicht als Allerweltsfrucht, was darauf schließen lässt, dass man sie wahrscheinlich eher gegessen als als Füllmaterial benutzt hat.

Baumwolle/Baumwollwatte
Baumwolle ist ein natürliches Material und hat damit grundlegend schonmal ein paar gute Eigenschaften für unser Projekt.
Es ist waschbar, sehr weich, und gut zu verarbeiten.
Der Haken: Baumwolle fällt zusammen und bildet Flocken. Für flauschig-weiche Kuscheltiere also nur bedingt geeignet, auch wenn es als natürliches Material schonmal die Nase vorn hat.
Zweiter Haken: Baumwolle nimmt leicht Gerüche an. Das ist für unser Projekt zwar kein Problem, aber durchaus bedenkenswert.
Baumwollfasern kriegt man eigentlich überall, wo man Bastelmaterial herbekommt.

Baumwolle ist zwar heutzutage günstig, aber kein Material, das in früheren Zeiten wirklich verbreitet war. Sie war zwar bereits im 13. Jahrhundert bekannt, aber erst im 16. Jahrhundert ist ein nennenswerter Handel belegt - vermutlich eine nicht zu unterschätzende Preisfrage. Wie so vieles ;)

Buchweizen/Buchweizenspelz
Buchweizen kann man auch essen, auch wenn er definitiv Geschmackssache ist. Verkauft wird als Füllung hauptsächlich der Spelz. Besonderes Merkmal sind die eher dreieckigen Samen, mit einer mittelbraunen Farbe.
Buchweizen kann man im kleinen Rahmen mühelos im normalen, größeren Discountmarkt bekommen.
Nicht waschbar, und der Spelz gilt (teilweise) als keineswegs mikrowellenfest. Vermutlich der Feuergefahr wegen.

Überraschend war für mich, dass Buchweizen erst für das 6. Jahrhundert nachgewiesen ist und relativ lange gebraucht hat, um als Nahrungsgetreide verbreitet zu sein. Der erste schriftliche Nachweis stammt aus dem Landstrich, der heute Niedersachen ist, und datiert aus dem 14. Jahrhundert.

Nice to know: Buchweizen hat seinen Namen durch die optische Ähnlichkeit zu Bucheckern erhalten.

Dinkel/Dinkelspelz
Begrenzt waschbar.
Dinkel selbst kann nur in geringsten Mengen bei geringen Temperaturen gewaschen werden, weil die Körner anderenfalls aufquellen und insbesondere in der Folge zum Schimmeln neigen.
Dinkelspelz ist ebenfalls schimmelgefährdet durch zu viel Feuchtigkeit, lässt sich aber leichter trocknen.
Dinkelspelz raschelt in der Kissenfüllung ziemlich.

Dinkel ist historisch betrachtet eine Züchtung zwischen Einkorn und Emmer, dennoch ein ziemlich altes Getreide. Man vermutet, dass die ersten Felder mit diesem Getreide im deutschen Raum zur Jungsteinzeit zu finden waren. Um einen berühmten Namen zu nennen: Auch Hildegard von Bingen beschreibt den Dinkel.

EPS (Styropor)
Expandiertes Polystyrol - Wikipedia
Im Grunde Styroporkügelchen, die sehr gut fließen und wenig Krach machen im Kissen. Sie rascheln leise und das Geräusch unter Druck ist eher ein Knarzen. Je nach Korngröße fällt dieses Knarzen unterschiedlich laut aus - kleinere Kügelchen sind leiser.
Durchaus waschbar bei 30°C, drücken sich aber auf Dauer platt und erholen sich leider aus dem Zustand nicht bis kaum.
Im Grunde gibt es keinen Unterschied zwischen EPS und Mikroperlen (siehe weiter unten), das Material ist grundsätzlich das gleiche. Allerdings erhält man unter EPS zumeist die größeren Kugeln, während "Mikroperlen" extrem fein sind. Das Internet gibt Dutzende an günstigen Quellen für alle möglichen Varianten von EPS her.

Als Verarbeitungstipp: Gerade der Herbst ist das perfekte Wetter zum Füllen. Das klingt erst einmal seltsam, hat aber einen einfachen Hintergrund: Feuchte Luft baut die statische Elektrizität besser ab, die unweigerlich beim Bewegen der Kugeln entsteht. Groß dimensionierte Trichter und dergleichen eignen sich extrem gut, um die zum Herumfliegen neigenden Perlchen in die richtige Richtung zu lenken. Ausserdem gilt: Niemals in die Füllung pusten. So schnell kann man gar nicht reagieren, als dass man die extrem leichten Perlen wieder einfängt.

Definitiv kein historisches Material ;) Hört und fühlt sich auch in keinster Weise so an.

Erbsen
Nicht die Dinger aus der Dose, hier geht's um die getrockneten Erbsen. Diese sollte man auch lieber kochen und aufessen als einnähen und waschen - sie nehmen sehr viel Wasser auf und neigen bei höherem Druck zum Zerkrümeln.

Vom historischen Standpunkt her aber eine sehr einfache Wette, denn sie sind in Mitteleuropa bereits seit dem Neolithikum belegt. Wenn auch eher als Nahrung denn als Kissenfüllung.

Erdbeerkerne
WTF?
Gibt's tatsächlich. Sind nicht gerade billig, aber da es sich um Nüsse handelt (Ja, Erdbeeren sind "Sammelnussfrüchte" und deren Samen ölhaltig), durchaus als Zutat zu bekommen. Günstig sind sie allerdings nicht wirklich.
Gilt als nicht waschbar.

Vom historischen Standpunkt kann man davon ausgehen, dass man die doch recht stark saisonal begrenzten Früchte lieber gegessen denn als Füllung gesammelt hat.

Hagebuttenkerne
Bisher kannte ich die Kerne auch nur als Juckpulver und die Früchte als Tee oder Marmelade...

Überraschung, nicht waschbar.
Gerüchten zufolge - ich hatte nie Gelegenheit es zu testen - riechen diese Kerne leicht nach Vanille. Tendenziell kann man sie wohl auch mit aufbrühen.
Und - sie tauchen in einigen Variationen des Volkglaubens auf.

Hagebutten sind als Wilde Rosen auch im Mittelalter ziemlich verbreitet, aber eher als dekorative Hecke oder Nahrungsmittel - Kissenfüllungen mit derartigen Materialien sind offensichtlich ne ziemlich moderne Idee.

Himbeerkerne
Mehr WTF. Gibt's aber auch.
Auch nicht waschbar.
Himbeerkerne kann man sogar recht günstig in entsprechend spezialisierten Shops beziehen. Sie sollen nicht nur eine recht feine, sondern auch gleichzeitig eine duftige Füllung abgeben.

Die Himbeere ist im Mittelalter durchaus bekannt und teils von medizinischer Bedeutung. Man hat sie wohl unter anderem in Klöstern gezüchtet und kultiviert. Trotzdem wage ich zu behaupten, dass der Mangel an Funden von Himbeerkernkissen nicht an der Fundlage, sondern an der Nichtexistenz derselben in dieser Zeit liegt. ;)

Mehr unnützes Wissen: Himbeeren sind Sammelsteinfrüchte, keine Beeren. Und der Name soll von der althochdeutschen Vokabel "Hintperi" stammen, was so viel bedeutet wie "Beere der Hirschkuh". Wie man auch immer auf sowas kommt.

Hirse/Hirsespelz
Gleiches Spiel wie beim Dinkel.

Holzgranulat
Zufällig in einem unserer Kuscheltiere aufgefunden - mitsamt einem muffigen Geruch. Das Team vermutet, dass es sich um eine Sammelfigur aus Stoff gehandelt hat.
Was soll man dazu sagen - nicht, aber auch gar nicht waschbar. Feuchtet dieses Granulat durch, sprießt danach der Schimmel. Davon abgesehen habe ich so etwas noch nie im Handel gefunden.

Holzwolle
Absolut und gar nicht waschbar.
In kleineren Mengen durchaus günstig zu kriegen, gut zu stopfen, aber: Es wird dringend davor gewarnt, solche Teile zu waschen. Die Holzwolle kann das offensichtlich so gar nicht ab und neigt wohl genauso wie das Granulat massiv zur Schimmelbildung. Stofftiere aus diesem Zeug werden abgebürstet oder vorsichtig mit dem Schwamm abgeschrubbt, aber keinesfalls durchfeuchtet. Will ja keiner n Baumpilz am Teddy.

Holzwolle ist als Füllmaterial des Mittelalters tendenziell nicht auffindbar, allerdings spricht eine Sache dafür: Es ist günstig.
Holzwolle wird insbesondere als Zundermaterial für Feurstein und Stahl angeboten, und somit auch als Anzündehilfe für den Kamin. (Man sollte allerdings darauf achten, dass die im Baumarkt angebotenen Versionen oft wachs- oder ölimprägniert sind, um ihre Brennqualitäten zu verbessern...)
Es ist definitiv nicht das haltbarste Material, aber mit Abstand dasjenige, das aus meiner Auswahl mit höchster Wahrscheinlichkeit in größerer Menge in Schreinereibetrieben als weiterverwertbarer "Abfall" angefallen ist.

Johanniskern
Die meisten kennen Johanniskernmehl - das isses aber nicht. Hier geht's um die Kerne der Johannisbeere.
Offiziell auch - nicht waschbar.

Viel findet man über die geschichtliche Entwicklung der Johannisbeere nicht. Merkwürdigerweise fehlt anscheinend jedes Anzeichen - sowohl von der Sprache als auch von den Funden her. Sicher ist, dass sie im ausgehenden Mittelalter (wieder-)entdeckt wurde - aber ziemlich sicher auch eher als Nahrungsmittel denn Kissenfüllung.

Kapok
Als Kapok wird - wie der namensgebende Baum - die Hohlfaser der Früchte bezeichnet. Angeblich sehr kuschelig, da fehlt mir der Erfahrungswert.
Kapok soll schmutz- und wasserabweisend sein, da die Fasern mit einer Art Wachsschicht geschützt sind. Meistens werden die Fasern in der Industrie mit Baumwolle gemischt, um einen seidigeren Griff zu erzeugen.
Gilt im Allgemeinen als gut waschbar und flauschig.
Kleiner Bonus: Anscheinend schwimmt das Zeug sehr gut.

(Auf der anderen Seite eignet es sich allerdings wohl sehr gut als Zunder.)

Kirschkerne
Kerne. Von Kirschen. Welch Überraschung ;)
Es streiten sich die Geister über die Waschbarkeit des Materials. Einige Quellen behaupten, es ginge mit Handwäsche, andere empfehlen 30°C Maschinenwäsche, wieder andere sagen, es wäre nicht ratsam, sie zu waschen.
Kirschkerne sind verhältnismäßig grob und gelten als nicht allzu leise als Füllung. Es ist wahrscheinlich mehr ein Klappern als ein Rascheln.

Faszinierenderweise gibt es Funde von spätmittelalterlichen Kirschkernkissen - Münster hat eins davon.

Kräuter
Nope, nicht waschbar. Ganz gleich in welcher Zusammenstellung.
Aber je nach Mischung riechen sie gut.

Latexflocken
Sehr weiches und fluffiges Material, das allerdings zum Verklumpen neigt. Es handelt sich im Grunde um Schnittreste von Schaummatratzen und dergleichen, die geschreddert werden.
Sehr gut waschbar.

Kein historisches Material. Zwar ist Latex nichts seltenes auf der Welt, aber im mittelalterlichen Europa durchaus. Schäume daraus sind dann doch ne modernere Erfindung. ;)

Lavendel
Siehe Kräuter

Leinsamen
Kann man essen und auch in Kissen und andere Füllungen tun. Definitiv nicht waschbar, ebenso ist das Risiko von Ölflecken bei unsachgemäßer Belastung nicht unerheblich. Ergo nix für Kinderhände.
Leinsamen sind allerdings sehr anschmiegsam und leise, also mehr was für feine, schmeichelnde Füllungen.
Vor Kurzem hatte ich auch Gelegenheit, so ein Kissen mal anzufassen - die Füllung hat eine sehr eigene Art sich anzufühlen. Der Geruch ist sanft, aber typisch.

Leinen bzw. das Material Flachs ist seit Urzeiten bekannt und verbreitet in Mitteleuropa. Ob man allerdings aus den Körnern Füllungen gemacht hat, bleibt dennoch zu bezweifeln. Trotz allem - nicht zu unwahrscheinlich.

Linsen
Sicherlich kennt jeder die Suppe draus, aber Linsen werden auch gerne als Spielmaterial im Hinblick auf Montessori-Material verwendet. Sie sind nämlich auch roh essbar - Kleinkinder, die z.B. in einer Wühlkiste aus Linsen spielen, müssen ergo nicht darauf gedrillt werden, ihre Finger aus dem eigenen Gesicht zu lassen.
Linsen kann man allerdings auch nicht waschen.

Linsen sind von der Beleglage wohl nicht ganz so lange bekannt wie Erbsen, aber mindestens seit dem Lex Salica nach 500 auch gesetzlich erfasst. Auch hier gilt - eher als Essen denn als Kissenfüllung. Was nicht heißt, dass das nicht erlaubt ist.

Mais
Mais - wen überrascht es - ist kein in Europa verbreitetes Material, wenn es um das Mittelalter geht. Trotzdem hat das Zeug durchaus seine Vorteile. Leider auch hier: Mais ist nicht waschbar. Beziehungsweise tendenziell nur einmal.

Trockene Maiskerne geben ein grobes, recht knubbeliges Material als Füllung aber, sie rieseln relativ gut. Für größere Projekte sind sie also durchaus geeignet.
Die Fasern vom Mais - ergo das Maisstroh bzw. die Blätter - sind durchaus auch etwas, das man verarbeiten kann. Allerdings eignen sie sich als Füllung nur, wenn man mit einem recht harten, eben groben strohartigen Erlebnis umgehen kann.

Mikroperlen
Siehe auch EPS.
Mikroperlen sind feinste Styroporkügelchen, derart klein, dass sie in manchen Fällen schon als "sandfein" bezeichnet werden.
Sie zu verwenden ergibt eine enorm feine und flexible Füllung, aber ihre Größe stellt definitiv ein Problem dar - spätestens beim Einfüllen. Wer schonmal versucht hat Sand festzuhalten, weiß was gemeint ist: Das hier ist extrem leichter und statisch aufgeladener Sand.

Pferdehaar
Die meisten Leute kennen es aus Matratzen - Pferdehaar ist das, wonach es klingt. Je nach Qualität sind es unterschiedliche Arten von Fasern, vom Schweifhaar bis zum einfachen, kurzen Fell. Interessanterweise kann man diese Haare nur sehr schwer verspinnen - sie verfilzen einfach zu gering. Vermutlich ist genau das auch der Grund, warum sie insbesondere als Matratzenfüllung interessant sind.
Kleinere Mengen Pferdehaar sind verhältnismäßig schwer zu besorgen, vermutlich lohnt es sich, in der Polsterei oder an ähnlichen Stellen nachzufragen.

Pferdehaare werden seit sehr langer Zeit immer wieder als Polsterungen und Füllungen verwendet - insbesondere im Mittelalter steckt sowas auch gerne mal im Wams oder Gambeson. Ergo durchaus geeignet, wenn auch wahrscheinlich damals schon nicht unbedingt billig.

Polyester-Granulat
Derzeitiger All-Time-Favorite bei uns, wenn es um "schwere" Füllungen geht.
Die Granulate, die ich bisher bestellt oder gekauft habe, sind bei 30°C waschbar und haben ungefähr die Struktur von großen, missgestalteten Milchreiskörnern. Sie fließen ähnlich - da entsteht auch schonmal schnell n Stau im Fülltrichter -, sind aber nahezu staubfrei und stoßfest.

Definitiv kein mittelalterliches Material ;)

Polyesterwatte
Das Gewurschtel kennt man, allerdings sollte man das Label "Hochbausch" nicht unterschätzen. Während die normalen Watten sich durchaus schnell mal plattdrücken, scheint die "Hochbausch"-Watte formstabiler zu sein.

Auch sehr definitiv nix mittelalterliches.

Raps
Auch ein Ölkorn, aber eins, das sich nicht so leicht plattdrücken lässt. Die kleinen Körnchen sind ähnlich der Mikroperlen eine sehr flexible Art der Füllung, haben aber einen doch recht eigenen Geruch.
Sie gelten als nicht waschbar.

Raps ist historisch betrachtet eine Kreuzung aus einer Kohlart und dem sogenannten Rübsen, und schon seit der Römerzeit als Ölgetreide bekannt. Die Pflanze ist also eher mit Kohl und Rüben verwandt. Richtig durchgesetzt hat sie sich doch erst recht spät im ausgehenden Mittelalteralter Europas. Der richtig "Boom" kam erst mit der Anforderung von "technischen" Ölen durch die Industrie. Der Grund dafür war vermutlich, dass Leinen mehr Verwendungszwecke und weniger Kohlgeruch besitzt.

Reis
Reiskissen sind günstig, aber - nicht waschbar. Reis zieht oft und gerne Wasser, weswegen es empfehlenswert ist, Reiskissen regelmäßig zu lüften und bei Benutzung später trocknen zu lassen. Menschen schwitzen ja durchaus einiges. Anderenfalls droht gerade bei Reis ein nicht unerheblicher Schimmelbefall.
Je nach Art verhält sich die Füllung unterschiedlich. Langkörnige Sorten können gefühlt ein bisschen wie Strohfüllungen anmuten, wenn die Körner nicht gerade liegen, während Rundkornsorten wie Milchreis flexibler und anpassungsfähiger sind.
Gerade Milchreis lässt sich beim Fühlen schwer vom klassischen Polyestergranulat unterscheiden.

Die meisten Mittelalter-Freaks würden bestreiten, dass Reis im europäischen Mittelalter bekannt war. Das ist auch nicht ganz verkehrt, denn er erfordert doch recht spezielle Anbaubedingungen, die wir in unseren Breiten selten finden. Trotzdem - Reis wurde wegen seiner Ergiebigkeit im Anbau gelobt und es gibt diverse Rezepte mit ausführlicher Zubereitungsbeschreibung zu finden.
Als Füllung hat man ihn wohl definitiv nicht verwendet, aber als hochklassiges Gericht kannte man ihn in den Stuben der Reicheren.

Roggen




Sand
Schafwolle
Soft-Granulat
Thera-Rhomb
Traubenkerne
Weizen
Zirbe

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