Montag, 1. Juli 2013

Ich habe Angst

Inspiriert von dem Piratenblog Umrath

Ich habe Angst -
Nein, nicht, dass eines Tages alles anders ist.

Denn das wird es sein, die Welt verändert sich und das ist eigentlich auch gut so. Aber die moderne Welt zeigt uns, wie Regierungssysteme extreme Formen und staatliche Mechanismen versagen oder willkürlich Menschenleben zerstören können.

Wie hieß es in einer beliebten Amerikanischen Fernsehserie?
Es reicht ein Wort, um dich sämtlicher Rechte zu berauben. Niemand wird wissen, wo du bist und keiner wird dich schreien hören.
Okay, das letzte ist eine typische Phrase aus Horrorfilmen, aber gerade in diesem Zusammenhang stimmt sie. Es reicht heutzutage ein Wort, eine Kategorie, um einen Menschenleben zu zerstören. Und es existieren mehrere dieser Kategorien in verschiedenen Schnelligkeitsgraden des entsprechenden Abstiegs.

Terrorist.
Verurteilter Verbrecher/Knasti.
(Langzeit-)Arbeitsloser.

Sicher fällt einem noch mehr ein, wenn man intensiver darüber nachdenkt. Aber diese drei sind Teil der effektivsten Gruppe im Zusammenleben der Gesellschaft. Sie bestimmen Ruf, Ansehen, finanzielle oder sofort die Wohnungslage und noch vieles mehr.

Ich habe Angst.

Davor, dass ich eines Tages dazu gehöre. Dass das Szenario vom Orwells 1984 nicht mehr allzu weit weg ist.

Davor, dass Leben und Sein vom persönlichen Wohlverhalten abhängig ist und sonst nichts. Bereits jetzt manifestiert sich im Arbeitslosensektor ein Phänomen, das gern mit Sklavenmarkt und Menschenhandel umschrieben wird. Und ich gebe ihnen recht, denn wer hier nicht gesellschaftskonform ist, landet in der Ascheschublade oder schlimmeres. Die für diesen Zustand "zuständigen" Stellen liegen oberhalb dessen, was ein Normalbürger unmittelbar beeinflussen könnte.
Ausgenommen durch direkte Gewalt. Wohin das führt, sieht man an Notfallknöpfen und Security-Personal in den Gebäuden.

Davor, dass das bei Tante Jay abgewandelt zitierte Gedicht doch noch Wahrheit wird: Ausweitung des Bewegungsspielraumes - "Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
(Sie hat auch noch mehr dazu geschrieben: Ich hab nichts zu verbergen )

Davor, dass eines Tages die Rechtediskussion derart ausartet, dass man wirklich einen Kaufbeleg für ein Buch, eine CD, eine Datei oder etwas dergleichen bei sich haben muss. Anderenfalls wäre man ja Raubkopierer. Oder Dieb. Und wie bereits schon seit längerem bekannt ist und seit längerem diskutiert wird, werden diese härter und länger bestraft als Personen, die Kindesmissbrauch begehen. Ich möchte für gute Filme Geld bezahlen, ebenso für Musik, die mir gefällt. Aber ich möchte sie auch auf verschiedenen Geräten nutzen. Bin ich jetzt kriminell?

Davor, dass wir nicht mehr sagen dürfen, was wir denken, und aufpassen müssen, dass wir uns nicht auffällig bewegen. Denn bereits jetzt ist die Entwicklung von Computerprogrammen fortgeschritten, die "auffälliges Verhalten" bewertet werden kann. Wer aber legt die Grenzen fest? Sind dann weniger konforme Lebensstile gefährlicher als konforme? Und besteht Konformität dann darin, nur stillzuhalten und seinen Job zu machen? Dürfen wir lachen, wenn wir auf einem Bahnsteig stehen? Dürfen wir uns vor einem Gebäude die Hand geben oder für das Urlaubsfoto posieren?

Davor, dass man mir Freiheit zusichert und trotzdem jeder für sich in seinem Käfig aus Angst hockt. Dass es erst einem Bürgerkrieg bedarf, dass es besser wird. Oder schlechter.

Davor, dass die Politik das Einzige, aber Machtvollste ist, das wir mit Emotion betrachten können - und diese Emotion Angst ist. Statt Stolz oder Freude.

Ja - ich habe Angst.

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