Montag, 15. Dezember 2014

Über Vertrauen und Verantwortung

Viel Arbeit und viel zu viel Zeit dabei, über seltsame Dinge nachzudenken...
Ich hätte nicht so laut krähen dürfen, da fällt die Zugrifsstatistik doch glatt auf 0 während ich juble, dass es mehr werden. Lektion gelernt, Tag vorm Abend: nicht loben ;)

Aber ich wollte eigentlich heute über was ganz anderes schreiben. Nämlich Vertrauen. Im gleichen Zuge fiel mir auf, dass Verantwortung dabei ein ganz großes Thema ist.

Vertrauen ist für mich, nichts tun zu müssen.
Dabei ist das Wort "müssen" ganz wichtig. Wenn ich jemandem vertraue, dann setze ich Voraus, dass das, was er tut, richtig ist. Dass es überlegt und sinnvoll ist. Oder einfach nur gut, in welchen Sinne auch immer.
Das fängt bei Freunden an. Wenn ich darauf vertraue, dass die Absprachen eingehalten werden. Dass mich beispielsweise ein Freund aus München in Regensburg abholen wird, damit man gemeinsam nach Leipzig fährt. Hätte ich kein Vertrauen, müsste ich die ganze Zeit fürchten, dass er mich stehenlässt. Und ich "müsste", wenn ich trotzdem dahin will, mich schon einmal informieren, woher ich eine Mitfahroption bekomme.
Oder wenn ich darauf vertraue, dass ich nicht belogen werde. Wenn mir eine Freundin erzählt, dass ihr Freund ihr fürchterliches antut und ich ihr helfen muss, dann sind Zweifel an ihrer Einschätzung ein ziemliches Problem.

Vertrauen wird schnell und oft enttäuscht. Wir Menschen lügen oft und aus den unterschiedlichsten Gründen - und interessanterweise tun wir das oft, um jemand anderen nicht zu belasten oder zu verletzen. Wir vergessen schnell und verletzen so in uns gesetztes Vertrauen. Wir zweifeln viel und zerstören manchmal genau durch so einen Zweifel das Vertrauen anderer.

Was ich aber damit eigentlich sagen will: Wir kommunizieren oft und viel falsch oder aneinander vorbei. "Ehrlichtkeit währt am längsten" heißt es, und auch die christlichen Geboten sagen etwas davon, dass Lügen nicht gut ist. Auch Verschweigen oder irreführende Darstellungen sind davon nicht ausgenommen. Wenn wir unseren Gegenüber richtig und gut sagen, was wir wollen und was nicht, dann ist man vertrauenswürdig und vertrauensvoll.

Denn da beginnt der Teil, den ich mit Verantwortung verknüpfen möchte. Als Mensch trage ich nicht nur die Verantwortung für mich selbst. Jede Tat oder jeder Umstand durch mich hat eine Auswirkung auf meine Umgebung, ob ich es möchte oder nicht.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, kann ich solche Auswirkungen erkennen - und seien wir ebenso ehrlich: Die meisten Menschen kümmern sich nicht darum oder vergessen daran zu denken. Als mensch könnte man mit Vernunft sein Handeln darauf ausrichten, aber letzten Endes bleiben wir oft bei uns selbst und unserem Wohlbefinden und sehen die Umgebung nur, wenn sie uns stört. Das fängt bei einem zu laut gestellten MP3-Player an, genauso eine Lappalie wie ein aufdringliches Parfum in der U-Bahn, geht weiter über Müll auf den Straßen (gerade ich als Barfußgänger könnte lange Geschichten erzählen über glimmende Zigaretten und Glasscherben) und hört bei der Verantwortung eines Menschen für viele andere (Politiker, Ärzte, ...) noch lange nicht auf.

Was bedeutet das für einen Menschen, habe ich mich gefragt, und dann fiel mir etwas auf. Die heutige Gesellschaft ist eine ziemlich gedankenlose.
Wir übernehmen seltener Verantwortung, und wir können das in vielen Fällen auch gar nicht. Warum nicht, ist die Frage - wir haben zu viel zu tun und wir haben es nicht gelernt.
Zwischen all dem Wettbewerb und dem "Ich muss etwas darstellen" bleibt sehr wenig Zeit, sich auf das Zwischenmenschliche zu konzentrieren und letzten Endes es zu pflegen.
Ich gebe offen zu, ich verstehe es kaum, wenn mir jemand erklärt "Er hat dich nur angelogen, weil er dich nicht enttäuschen wollte." Als ob ich nicht enttäuscht wäre, wenn ich später die Lüge durchschaue, und ob es ihn nicht enttäuschen würde, wenn er feststellen muss, dass er seine Fassade nicht aufrecht erhalten kann. Wäre es nicht vielmehr ein Zeichen von Menschlichkeit gewesen, die Wahrheit zu sagen und damit die Verantwortung zu übernehmen, sich gleichzeitig vertrauenwürdig zu zeigen?

Aber wo wir bei gedankenlos sind: Es ist nur ein Gedanke.
Oder etwa nicht?

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