Montag, 15. Juni 2020

Räubertücher

Während die ganze Welt stillsteht, ist in einem einsamen Büro eine Menge los. Nämlich meinem. Das ist auch einer der Gründe, warum in den letzten Monaten hier so wenig los war. Nach und nach werde ich das wieder aufarbeiten - aber das hier wird kein Corona-freier Blog sein.

Weil ich zwar nicht systemrelevant bin, aber das Arbeitsamt keinen Plan B für meine Art der Anstellung hat, darf ich eine Sache tun:
Masken nähen.
(Inzwischen wieder mit einer Kollegin und anderthalb Nähmaschinen... aber lassen wir das... Das ist eine längere Geschichte.)

Inzwischen nähert sich der Zähler den 1'500, und in all jener Monotonie konnte ich nicht anders als ein Schnittmuster zu entwerfen.
Bei uns heißt das Muster liebevoll "Räubertuch". Ich zeige hier den groben Schnitt, aber sage dazu: Eine Vermarktung des Musters ist NICHT erlaubt. Das Tuch darf gerne für private Zwecke genutzt werden, seid gerne kreativ und zeigt es auch her, aber im Rahmen meiner Rechte untersage ich hiermit den kommerziellen Gebrauch.

(Muss leider sein. Sorry.)

Der Schnitt wurde auf Basis einer anderen Maske erstellt - wer also nicht weiß, wie man den Bogen hinbekommt, weil er/sie noch keine Masken genäht hat, findet im Netz eine Meeeeenge Vorlagen dafür ;) Fragen ist übrigens auch erlaubt!

Das Muster ist eigentlich recht simpel und besteht aus zwei Teilen.
Das beste Material ist fest gewebte baumwolle, aber im Grunde funktionieren alle brauchbaren Maskenstoffe.

Teil 1 ist ein im Grunde ein Dreieck. Die hier unteren Ecken sind ungefähr 60° Winkel, der obere, mittlere beträgt 90°. Die Breite sind ungefähr 60cm, allerdings inklusive breiter Nahtzugabe. Dadurch zieht man noch einmal rund 4-6cm von der Breite ab. Von der Mitte (da, wo sich die Bögen treffen) bis zur Spitze gegenüber sind es etwas mehr als 30cm.

Nun habe ich allerdings einen recht großen Schädel. Wer einen kleineren hat, sollte das Tuch also etwas schmaler machen. Länger darf es immer sein - umso weiter es auf der Brust sitzt, umso besser der Schutz am Ende.

Die besagten Bögen sind die, die hier blau gekennzeichnet sind. Als erster Schritt nach dem Ausschneiden sind es auch genau diese Bögen, die zusammengenäht werden. Sie bilden eine kleine Spitze, die sich auf den Nasenrücken legt und so das Tuch da recht bequem festhält.
Acht Stunden Zugfahrt bestätigen das. ;)

Das zweite Schnitteil ist eine Art "Bruchstück" von den ersten Teil. Wer im ersten Bild genau hinschaut, erkennt auch die hässlichen Fragmente in der Paintlinie bzw. den Zusammenhang auf dem nächsten Bild.
Dieses Teil wird eine Art Innenfutter und Teil des Filters. Auch hier nähen wir die blau gekennzeichnete Stelle erstmal zu.

Das wird nun der komplizierteste Teil und auch der ist nicht schwer.
Die Teile werden rechts auf rechts zusammengelegt. Wer will, kann vorher die Nahtzugabe der Bögen glatt- und auseinanderbügeln.
Dann ist die hier grüne Linie dran.
Es wird gewendet - das Futter also nach innen gekrempelt - und schließlich noch der Saum vom restlichen Tuch einfasst.

Zwei Ösen in die Ecken - da kommt anschließend ein kurzes Gummiband rein.
Fertig!

Zum Aufsetzen zieht man das Tuch zunächst wie einen geschlossenen Schal über. Dadurch kann man es wie ein einfaches Halstuch tragen.
Braucht man das Tuch als Maske, platziert man nun die Bogen-Naht auf der Nase.
Das Gummiband sollte nun eine Spannung aufbauen, die das Tuch fest auf der Nase hält. Der Rest vom Tuch fällt gerade herunter und fängt den Sabber vom Reden.

Troubleshooting:
Ist das Ganze zu lose, kürzt man das Gummiband oder setzt die Ösen weiter vom Rand weg.
Rutscht das Tuch, auch wenn die Spannung stimmt, passt der Winkel der hier grün gezeichneten Linie nicht perfekt. Da hilft leider nur testen.
Kriegt man die Brille nicht über den doppellagigen Stoff, ist der einfach zu dick (mir leider auch bereits passiert...). Ein Brillenband kann helfen. (Auch gegen das Verlieren auf den inzwischen aktuellen FFP2 Masken.)
Kommt zu viel Luft von unten rein, kann man das Tuch unter dem Kinn zusammenfassen (eventuell Druckknöpfe reinmachen), und dann etwas verdreht unter das Kinn stopfen. Das mache ich gelegentlich in den Supermärkten, inbesondere, wenn die Belüftung ungünstig oder mir der untere Tuchzipfel im Wege ist. Mit etwas Übung bekommt man das genauso dicht wie bei den "normalen" Masken.

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