Sonntag, 3. August 2014

Maskenbälle?

Hab ich mal erwähnt, dass ich spontane Maskenbälle hasse?
Nein?


Dann wisst ihr es jetzt.


Warum?
Weil ich in den typischen venezianischen Masken sch.... limm aussehe. Das ist amtlich und bestätigt. Das heißt: Es gibt keinen "Ich kauf mal eben" Plan B, sondern nur Plan A.


Und Plan A heißt dieses Mal: Oni-Maske nach Nho Tradition.
Fangen wir mal mit den harten Fakten an:


Das Nho (auch Noh oder einfach nur No geschrieben) Theater hat im asiatischen Raum eine sehr lange Tradition. Üblicherweise spielen Männer die verwendeten Rollen, so dass auch Frauenverkleidungen eine nicht allzu seltene Requisite sind. Nur, wenn die Rolle ein Mann ist, wird keine Maske getragen. Alle anderen Rollen werden verkleidet dargestellt.
Es soll um die 250 traditionelle Maskenformen geben, verwenden werden wohl standardmäßig "nur" 75. Viele dieser Masken, wenn nicht ursprünglich alle, haben natürlich einen festen Gesichtsausdruck. Aber: Dieser ist so gestaltet, dass er durch den Winkel der Maske variabel ist. So sind zwar nur in einem festen Rahmen Mimikspiele möglich, aber eben doch.
Die Masken werden im Normalfall aus einem speziell abgelagerten und ausgelaugten Holz geschnitzt.


Aber so viel Zeit und Aufwand möchte ich dann eigentlich doch nicht investieren.


Trotzdem: Eine Oni-Maske wäre eine gute Ergänzung.
Und so setzte ich mich wieder mal an meinen Basteltisch. Und, weil ein Freund aus Leipzig darum bat, werde ich diesmal alle meine Schritte genauer erklären.


Wir beginnen mit etwas simplem: Einem Modellgesicht.
Ich möchte zwar seit Jahren einen gesamtem Gipskopf, für, das was wir jetzt vorhaben, tut es aber auch einfach nur ein Gesicht. Das Positiv ist entstanden, indem ich eine klassische Maske gemacht habe, diese etwas weiter konstruiert habe und danach einen Abguss darauf gemacht habe. Das ist schon ein paar Jahre her, insofern ist die künstlerische Qualität zweifelhaft, aber es reicht für die meisten Basteleien.


So siehts aus:


"Hackfresse" wär geschmeichelt, aber hey ;) Zum Modelieren brauchts keine Schönheit.

Der nächste Schritt braucht etwas Vorstellungsvermögen, das zumindest im Großen und Ganzen erlernbar ist, manchen auch einfach gegeben. Ich gebe zu: Ich habe es erst lernen müssen, aber mit ein bisschen ausprobieren ist es machbar.

Weil: Jetzt modellieren wir ein bisschen.

Im Internet gibt es einige Bilder von Oni-Masken, die alle ähnlich sind, aber unterschiedliche Merkmale und Tiefen aufweisen. Leider gibt's nirgends (zumindest nicht, soweit ich es bisher gefunden habe) eine Übersicht darüber, welche Merkmale was bedeuten, also musste ich mich einfach auf meinen Instinkt verlassen.

Als erstes sollte man sich überlegen, wie das eigene Gesicht funktioniert. Oni grinsen üblicheweise oder fletschen die Zähne, was bedeutet, dass die Mundwinkel nicht entspannt irgendwo an der Seite herumgeistern, sondern nach außen, und in vielen Fällen nach oben gezogen sind. Die Masken haben nicht unbedingt natürliche Züge, aber damit sie nicht vollends grotesk wirken und vor allem auf das eigene Gesicht passen, müssen wir uns etwas nach der eigenen Mimik richten.

Was nichts anderes bedeutet, als dass man sich vor den Spiegel stellt und grinst.

Klingt dämlich?
Sieht auch so aus.

Was dabei aber festzustellen ist: Die Mundpartie, insbesondere die Lippen werden im Allgemeinen flacher, während die Wangen am oberen Kieferknochen und über den Zähnen gestaucht werden. Die Muskelspannung verändert also die Gesichtsform.

Den Lippenbereich des eigenen Modelliergesichts können wir aber nicht flacher machen. Okay, wir könnten schon, aber dann passt die Maske am Ende nicht mehr. Das bedeutet, wir müssen etwas nach oben arbeiten. In diesem Falle habe ich mich einfach der Grotesque ergeben und die Lippen nach oben herausgearbeitet. Die Wangen schön breit zur Seite - auch die Nase wird meistens etwas mit verzogen, also keine Schwierigkeit, auch da in die Breite zu arbeiten.

Als Material bietet sich auf dem Gipsgesicht Ton an. Aber, wer das schonmal getestet hat, weiß, dass Gips Wasser anzieht. Ton auch. Ergo wässern wir die Gipsnase erst einmal eine Weile. Da mein Gipsgesicht auf der Rückseite hohl ist - einfach der Gipsmenge wegen ;) - Kann ich dort als einfach Wasser einfüllen udn darauf warten, dass es einzieht.
Zusätzlich bekommt das Ganze eine Unterlage, in der ein wenig Wasser stehen kann.
Dann kann man sehr entspannt auf dem Gips den Ton aufkleben. Anfangs wird sich der Ton ein bisschen zieren und immer wieder abfallen - mit etwas Wasser glattstreichen an den Rändern bringt da aber sehr schnell weiter. Nur aufpassen: Nicht zuviel. Ansonsten wirds sehr schnell schlammig.

Kugelrunde Augen sind ein typischer Merkmal der Dämonen, also werden auch hier schön runde Augen gesetzt, mit einer kräftigen Pupille - man will ja auch ein bisschen rausgucken aus der Maske - und schließlich geschwungene Augenbrauen.
Ein paar Klischeehörnchen - und fertig.

Gucken wir uns das doch mal an:


Wer will so einem Kerlchen da mal nicht die Hand schütteln... Ideal ist das nicht, aber es sieht doch schonmal aus wie ein Oni.
Testen wir doch auch gleich, wie es mit der Mimik steht:

 Auch nicht perfekt, aber immerhin - sieht doch mal glatt unterschiedlich aus.

Soweit dann die Nachtarbeit, dann gehts demnächst an Schritt 2.


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