Montag, 6. Mai 2013

Träume und der Kreisel

... oder Realitätsbetrachtung á la Inception.
(Ja, ich weiß, dass man á la anders übersetzt und auch anders ansetzen müsste)
Das Folgende ist nur meine eigene Interpretation und hat keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Es sind allerdings durchaus Forumsdiskussionen und dergleichen mit eingeflossen ;)

"Welches ist der widerstandsfähigste Parasit? Ein Bakterium, ein Virus, ein Darmwurm? [...] Ein Gedanke! Resistent, hochansteckend, wenn ein Gedanke einen Verstand erstmal infiziert hat, ist es fast unmöglich, ihn zu entfernen." ("Inception", Zitat von Cobb)
Lasst euch anstecken!

Als erstes fangen wir mal mit den Randfakten an:

"Inception" beschäftigt sich grundlegend mit der Möglichkeit, in dem Traum eines anderen Menschen einzusteigen. Dort kann man verschiedene Dinge tun, das kennt man ja von Träumen: Man fliegt, man fällt, man wird erschossen...


Es gibt üblicherweise einen "Architekten" des Traumes, der die Welt gestaltet. Die anderen Personen können unter Umständen nicht wissen, dass das Geschehen nicht die Realität ist. Im Idealfall wissen es alle - bis auf denjenigen, der das "Opfer" ist und ausgehorcht werden soll. Aber es ist doch recht leicht, zu vergessen, dass der Traum nicht Realität ist.


Außerdem haben Träume Ebenen. Beginnend bei quasi
0 = Ich bin wach
über verschiedene Traumstufen hinunter bis
Limbus = im Großen und Ganzen Koma, so wie ich es verstanden habe, durchaus eine Art kollektive Schütte des Unterbewusstseins.
Immer verbunden mit dem Problem, dass der Verstand unter Umständen einfach akzeptiert, dass es Realität ist. Egal, ob da ein Haus vorbeifliegt, einem der Chef im Badeanzug begegnet oder was auch immer.

Tiefere Ebenen sind ein Traum in einem Traum in einem Traum in einem...
Ihr wisst schon. Eigentlich auch simpel.
Gefährlicher Punkt: Würde man im künstlichen Traum aufwachen, aber schläft zu tief -> Ab in dem Limbus.
Da ist es natürlich traumhaft, aber letzten Endes... Reallife war doch so viel schöner? ... Oder? Was zur Hölle war jetzt nochmal Reallife und was Traum?

Um diesem Problem auszuweichen, benutzen die Traumdiebe jeweils ein Totem. Zumindest ist das die Aussage im Film; inwieweit das Usus wäre, wird nicht beschrieben.
Ein Totem soll eine einmalige Eigenschaft haben. Sei es nun der auf besondere Art gezinkte Würfel oder etwas anderes - niemand außer demjenigen, dem das Totem gehört, sollte wissen, wie es sich real verhält.

Ein Charakter des Films hat also ein Totem. Schön.
Cobb (der Hauptcharakter) hat einen Kreisel.

... Wenn man den Satz so liest, könnte man ihn für das Ergebnis einer Formulierungsübung aus frühesten Schultagen halten ...
Egal - Cobb hat einen Kreisel.
Die Logik ist simpel: Fällt der Kreisel um, isses real; fällt er nicht, träumt er.
Cobb kann also theoretisch immer wissen, ob er sich in der Realität oder in einer Traumebene aufhält. Und wer so viel zwischen Traum, Traum, Traum, Limbus, Traum und Realität hin- und herhopst, scheint das auch nötig zu haben.

Aus dem Film, ein Zitat von Cobb: "Träume fühlen sich doch real an, während wir síe träumen? Erst wenn wir aufwachen, fällt uns auf, dass irgendetwas seltsam war."

Viele werden sich fragen: Ja, haste hübsch geschrieben - und wo ist das Problem?
Tjaaaa...
Was passiert, wenn sich der Kreisel den (vielleicht unbewussten) Erwartungen anpasst? Und was, wenn es noch einen Träumer gibt, der den Kreisel beeinflussen kann?

Das wird insbesondere interessant, als Cobb auf dem Sofa hockt, die Waffe in der Hand und den Kreisel anstarrt. Ein Kopfschuss würde ihn vielleicht wecken. Aber ist es nun Realität oder Traum? Hieße der Schuss, dass er stirbt, dass er in eine andere Traumebene abtaucht oder im Limbus landet?
Der Tod wäre ja irgendwie schon eine ungünstige Art, wieder aufzuwachen. Oder vielleicht doch die richtige?

Dieser Film stellt nicht nur die Frage nach Realität und Wahrnehmung, sondern in meinen Augen auch die nach dem Erleben, vielleicht sogar nach dem Tod.
Letzten Endes bin ich zu der Lösung gekommen, dass ich zwar darüber grübeln kann, aber es keine endgültige Lösung gibt. Außer der, die man glaubt. Es gibt kein richtig oder falsch, denn wer kann schon sagen, ob es sich um die Realität handelt, bei dem, was wir erleben.

Aus einer Interpretation des Films:
"In a way, the movie is its own maze designed to plant a simple little idea in the viewer’s mind: “reality” is a relative concept."
(Übersetzt: "Auf eine Art ist der Film sein eigenes Labyrinth, erstellt, um in dem Zuschauer eine kleine, simple Idee einzupflanzen: "Realität" ist ein relativer Entwurf." )
(Vollständig hier zu finden: Offizielle Interpretation von "Inception" (englisch) )

Und das alles bloß wegen einem Kreisel.

;)

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