Ich wurde danach gefragt, wie ich wohl die Welt betrachte und da fiel mir ein Vergleich ein, den ich vor langer Zeit einmal gezogen habe:
Menschen sind wie Marmelade.
Manche Einmachgläser halten sich quasi eine Ewigkeit. Ihr Inhalt verändert sich optisch nur wenig, sobald sie ihre erste Abkühlphase überstanden haben. Sie sind selten, aber umso interessantere Schätze. Man traut sich kaum, sie zu öffnen. Wer weiß, was tatsächlich drin ist. Irgendwann wird so ein Glas vielleicht weggeworfen, aber meist nur, weil man seinen Wert nicht zu erkennen oder den Inhalt nicht einzuschätzen weiß.
Dann gibt es die Gläser, die für den Moment gut aussehen und danach quasi sofort ihre Schimmelpelze kultivieren oder auf eine andere Art und Weise modern. Manchmal sprengen sie den Deckel und verbreiten dann nichts als Übelkeit.
Und manchmal findet man noch ganz andere Gläser...
Wir gruben in der sonst recht sauberen Küche der WG ein Glas aus. Die Küche hatte schon länger keine Grundsortierung und -reinigung erlebt. Gestört hat es keinen, denn es war so im Ganzen doch ein manierlicher Anblick und ein gutes Leben.
Das Glas war gefüllt, weiß, braun, schwarz, blau, grün, grau, rosa und orange - viele Farbtöne nebeneinander. Eigentlich war es richtig hübsch. Auf den ersten Blick hätte man es für einen alten Pinselbecher halten können, der schlecht gereinigt und immer wieder verwendet worden war.
Kurz darauf stellten die kritischen Betrachter fest: Es handelte sich um Schimmel. Wie wir lakonisch feststellten, um die Art von Schimmel, bei der der Schimmel Schimmel hat.
Leider existiert kein Foto von dem Marmeladenglas. Wir haben es quasi einen Tag lang bewundert und dann weggeworfen.
Und da wusste ich: Menschen sind - vereinfacht gesprochen - wie Marmelade.
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