Wer kennt das nicht, es gibt so Tage, da möchte man gar nicht wirklich aufstehen. Inzwischen sehe ich es mit Humor, immerhin war ohnehin vorgesehen, Ersatz zu besorgen und ein paar kleinere Renovierungs- und Aufräumarbeiten vorzunehmen.
Ersatz von was?
Im Großen und Ganzen wohl "nur" eine Steckdosenleiste und ein Schuko-Stecker. Und ein Rechner. Und vielleicht...
... aber fangen wir von vorn an.
Es ist ein Tag wie jeder andere auch. Okay, es ist kein Tag wie jeder andere, denn draußen scheint ausnahmsweise mal die Sonne. Aber ansonsten doch irgendwie Routine.
Dementsprechend gemütlich geht man den Tag an, lässt sich vom Rasenmäher draußen nerven, der Rasentrimmer surrt eine zweite Stimme dazu und die Haare werden grauer. Es hilft nichts, Essen muss gekocht werden.
Also Topf auf den Herd, Zutaten rein, rühren.
"Klick".
Rechts von mir.
Sicherungskasten-rechts von mir.
Ich mag diese Art von Geräusch nicht. Insbesondere, wenn sie damit einhergeht, dass plötzlich das Licht aus ist. Aber Rühren nicht vergessen, Topf und Herdplatte sind noch heiß. Also kochen wir erstmal im Dunkeln mit der Restwärme weiter und überlegen derweil, was es gewesen sein könnte.
Draußen surrt noch immer der Rasentrimmer.
Bestimmt elektrisch.
Ein Blick nach draußen verrät: Nein. Der verpestet die Luft mit zartblaugrauen Rauchwölkchen, aber der ist es nicht gewesen. Drüben steht der Rechner. Wäre ungewöhnlich, das Netzteil ist neu. Auch wenn der Rechner schon ziemlich alt und einer Heizung alle Ehre macht, das kann's eigentlich nicht gewesen sein.
Apropos Rechner.
Ein schneller Blick in Richtung Wohnzimmer verrät, dass es auch da dunkel ist.
Mist. Sicherungskopie war gerade am Laufen.
Aber der Rechner dürfte das schon kennen, immerhin greift bei demselben hin und wieder die Hitze-Notabschaltung. Übrigens seit Jahren. Es bringt ncihts, sich da über zugefluste Lüfter oder dergleichen aufzuregen - alles sauber. Und Zusatzlüftung hat er auch. So.
Okay... hatte.
Kühlschrank? Naja, wer weiß.
Der Topf hat inzwischen das Blubbern eingestellt, beschäftigen wir uns mit dem Thema Sicherung.
Ein Blick in den Sicherungskasten verrät: Es war nicht meine Sicherung. Oh.
Aber der FI-Schalter war's. Na hübsch. Also wieder rein. Mal gucken, ob er gleich wieder fällt. Technischer Defekt = klick, das hat man ja gelernt.
Es bleibt ruhig. Kein Zucken.
Was bitte... ?
Überlast? Niemals nicht, die großen Kaliber hab ich doch gar nicht angeworfen?
Ich entferne mich vorsichtig aus der Küche. Ein Blick zur Steckleiste des Rechners verrät: Läuft. Netzteil: sieht gut aus. Also wieder anwerfen. Die Lüfter säuseln... Aber was ist das: Nicht einmal das BIOS läuft an. Kein Piep. Naaaaa prima! Ich wollte ja eh einen neuen kaufen, aber doch nicht jetzt?
Was soll's, er ist kaputt. Vielleicht war er's.
Der FI rührt sich immer noch nicht.
Okay, einen hab ich noch.
Nicht dass es wirklich eine Alternative wäre, aber immerhin steht bei mir noch immer ein etwas wackeliger, aber funktionsfähiger Rechner herum, liebevoll Batman genannt. Also: aufbauen. Man hat sie ja noch, die alte IBM-Tastatur (ich mag sie) mit dem hübschen Anschlaggeklapper und den normal großen Flachbildschirm, der irgendwann mal den Rückenbrecher aka Röhrenbildschirm ersetzt hat. (Danke Mutsch und Paps :) )
Ich bin kein Freund von besonderen Aufrüstungen, aber den Bildschirm mit einer Hand von A nach B transportieren zu können, macht das Leben dann doch schon leichter.
Also stecke ich und stöpsle ich, baue hier und da herum und an. Nicht umsonst hat man das schon ein paar Mal gemacht. Rechner aufbauen? Ein Klacks!
Der FI schweigt. Gutes Technikstückchen. Brav.
Rechner an - okay, läuft auch.
Gerade als er sich in die Startoberfläche quält...
"Klick".
Wieder - rechts von mir.
Küchensicherungskasten-rechts von mir.
NEIIIIIN!
Ein Blick auf den Bildschirm: Dunkel.
EIn Blick auf den Rechner: Dunkel.
Ein Blick in die Küche: Dunkel.
Danke, lieber FI. Musste echt nicht sein.
Auf der anderen Seite bin ich jetzt froh.
Der Rechner konnte es nicht gewesen sein. Das Küchenlicht - vermutlich auch nicht. Blieb nur noch eines: Der Kühlschrank!
... der Kühlschrank... ?
Okay, also Unterschrank ausräumen, Leiste rauskramen, aus der kleinen Mehrfachsteckdose ausstöpseln, Campingkühlschrank (Jeder sollte einen haben, die Dinger sind im Notfall Gold wert!) holen...
Hand nass?
Wieder zurück in die finstere Küche.
Tatsächlich: Es schwimmt die Mehrfachsteckdose beinahe im ... eigenen? ... Saft. Stinken tut sie auch.
Verursacher gefunden.
Es gibt Momente, in denen ist man froh, dass man eine halbe Elektriker-Ausbildung hat. Ich wusste, dass ich den FI-Schalter erst wieder aktivieren sollte, sobald alles überprüft und gesichert ist. Hätte ich ihn in diesem Moment aktiv gehabt, hätte es vermutlich gut gebrutzeltes gegeben.
Denn irgendwie - wie werde ich noch rausfinden - hatte sich Wasser einen Weg gebahnt und die Steckdose durchfeuchtet. Interessanterweise handelt es sich auch noch um *die* Steckdosenleiste, durch die bei mir der meiste Strom geht, denn es hängen Kühlschrank, ein kleiner E-Herd und gelegentlich weitere Küchengeräte dran.
Dass mich diese Erkenntnis einen sehr guten, funktionierenden und vor allen Dingen geliehenen Rechner gekostet hat, freut mich nun allerdings nicht wirklich. Den Verleiher auch nicht. Auch wenn wir beide damit gerechnet haben, dass er bei mir den endgültigen Tod stirbt.
Es braucht auch noch einen Elektriker, der den Stecker auswechselt. Prinzipiell könnte ich es mit passendem Werkzeug selbst aber - weder passendes Werkzeug noch die Erlaubnis.
Also summt nun der Campingkühlschrank, nimmt gut benötigten Platz weg und die Neuanschaffung ist nicht mehr zu umgehen. Batman ackert, aber tu's noch.
Ich schau jetzt "The Dark Knight". Auf Batman. Auf dem anderen Rechner lief die DVD nicht.
Alles ändert sich irgendwann.
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