Anscheinend wieder ein aktuelles Thema: Schwarzfahrer.
Siehe auch: Der Spiegel: "Deutschland fährt Schwarz"
Inzwischen gehen wohl einige schon so weit und verkaufen gefälschte Tickets. Die Fälschungen sind in jedem Falle kriminell, doch was das Schwarzfahren angeht, kommt bei mir gelegentlich so etwas wie Verständnis auf.
Zwei Beispiele:
Mit zwei Euro in der Tasche stieg ich zu Beginn dieses Monats in den Bus, legte die Münze auf den kleinen Zahltisch und bat um den üblichen Erwachsenenfahrschein für das Stadtgebiet.
Der Busfahrer entgegnete: "Zwei Euro zehn."
Ich hatte Glück, noch zehn Cent in meiner Hosentasche rumfliegen zu haben - ansonsten wäre mit Gefriergut und dünnen Schuhen der geplante Weg von zehn Minuten auf etwas mehr auf eine halbe Stunde im Regen ausgedehnt worden. Inklusive einer Schlemmerwoche für das getaute Zeug.
In gewisser Weise scheinen die Betreiber der Öffentlichen hier keinen Wert auf Kundeninformation zu legen. Ich jedenfalls war leicht schockiert. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen ein Fahrschein zu zwei billigen Tafeln Schokolade gleichwertig war. Inzwischen kann ich quasi einen Verpflegungstag daraus machen.
Ähnliches gilt für die Bahn, aber das ist ein anderes Thema.
Im Dezember letzten Jahres war wieder einmal Kontrollrunde. Grundsätzlich ist das für mich keine Problematik - entweder Ticket oder Laufen. In diesem Fall allerdings war ich versucht, sowohl die Kontrolleure aus dem Bus zu werfen als auch trotz gekauftem Ticket zu laufen, nachdem ich ihnen die Fetzen des betreffenden Scheins in alle möglichen Körperöffnungen gesteckt hatte. (Zu bedenken hier: Ich bin eigentlich durchaus ein friedliebender Mensch.)
Ich war auf dem Weg zur Bushaltestelle und wie es der Zufall wollte, war ich noch rund zweihundert Meter von der Haltebucht entfernt, als dort ein Bus einfuhr. Mit hängender Zunge, auch, weil schwer mit einem Einkauf beladen, erreichte ich den Bus im Laufschritt. Der Fahrer hatte eindeutig auf mich gewartet, die mittlere Tür offen. Sie schlug auch knapp hinter mir zu, ein Zögern und die Türflügel hätten mich vermutlich in den Bus geschubst.
Ohne Mahlzeiten seit dem Aufstehen, bereits am frühen Nachmittag, nach einem Sprint, der vermutlich meine Schulrekorde gebrochen hat, war mit Luftholen erst einmal Essig. Ich klammerte mich also japsend (ja, schlechte Kondition :( ) ans Geländer und kramte derweilen nach meinen zwei Euro.
Von der Seite tönte es prompt, kaum dass ich nach dem Geländer gegriffen hatte: "Kann ich bitte Ihren Fahrausweis sehen?" - Meine Antwort, flüsternd und luftschnappend wie ein Karpfen an Land, die zwei Münzen vorweisend: "Tut's auch der feste Vorsatz, ihn jetzt zu kaufen?" Ein gnädiges Nicken, ich dachte, ich wäre entlassen.
Ich holte mir meinen Fahrschein, stempelte unter dem kritischen Blick der Kontrolleure vorschriftsmäßig und klammerte mich ans Geländer. Ein Tippen auf der Schulter lenkte mich jedoch von der Straße ab. Ich hatte mich doch extra aus dem Weg gestellt? Wer kam denn da nicht durch?
Stattdessen blickte ich das sauertöpfische Gesicht eines der Kontrolleure.
"Das nächste Mal sollten Sie vorn einsteigen und gleich bezahlen. Ansonsten laufen Sie Gefahr, ein erhöhtes Beförderungsentgeld zahlen zu müssen. Haben Sie das verstanden?" - Höflich: "Natürlich, das nächste Mal gern." - "Sie sollten vorn einsteigen, sofort bezahlen, sonst müssen Sie Strafe zahlen." - Immer noch bemüht höflich: "Ich habe Sie verstanden, danke."
Nach der dritten Wiederholung wandte ich mich ab. Weder sehe ich in irgendeiner Weise typisch ausländisch aus, noch spreche ich eine Dialektabart unserer Landessprache, sondern tatsächlich nur ein leicht sächsich geprägtes Hochdeutsch.
Ich weiß bis heute nicht, was er erwartet hat.
Vielleicht, dass ich seine Schuhe küsse? Sabbernd anfange zu kichern?
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