Sonntag, 27. Januar 2013

I'm singin' in the snow!

(Von Anfang letzter Woche)

Der Weg zur Uni ist nicht allzu weit, nur eine knappe halbe Stunde Weg. Allerdings hat es in den letzten Tagen in Regensburg ein wenig geschneit...

Rund zwanzig Zentimeter Schnee stürzen eine Stadt wie diese jedes Jahr wieder in leichtes bis mittelschweres Chaos. Nicht, dass es nicht bekannt wäre, dass es
- Winter und damit
- kalt wird,
- vielleicht sogar mit Niederschlag zu rechnen ist
- und der dann (wie jedes Jahr) in kristalliner Form vom Himmel fällt.
Und nein, hier ist nicht von Ausnahmesituationen die Rede, wie zwanzig Zentimeter Schneehöhe in zwanzig Minuten oder Blitzeis in Zentimeterdicke. Die betreffende Menge fiel schön über einen Abend, eine Nacht und den darauffolgenden Tag verteilt.
Aber Räumen wäre dann zuviel verlangt, also ist abzusehen, dass man in arktischen Verhältnissen lebt. Und da insbesondere die Universitätwege alles andere als geräumt sind, brauchte es eine durchdachte Ausrüstung.


*Das* ist der Weg zur Universität.

Also treffen wir eine Auswahl - typisch Frau - der Fußbekleidung, landläufig auch Schuhe genannt. Da ich jedoch unter anderem aus gesundheitlichen Gründen nicht wirklich ein Schuhfetischist bin, findet so eine Wahl dann doch eher unter praktischen Gesichtspunkten statt: ...


Turnschuhe?
Prima für besondere Anforderungen (z.B. Gerüstklettern bei Aufbauten), grundsätzlich stabil. Zu wenig Profil für Schnee, außerdem schwitzig.

Latschen?
Null Profil, im Schneematsch ein Abenteuer.

Barfuß?
Öhm... Kategorie "Erfrierungsgefahr, anständige"? (Nicht, dass wir das nicht schon ausprobiert hätten... )

Paleo's?
Noch nicht getestet, geht angeblich.
Hmmm... wie war das mit dem Wahnsinn? ;)

Dass wir uns richtig verstehen: Ich wusste bis dato, dass die Paleos zwar eine wunderbare Fußbereifung sind, aber Schnee war dann doch etwas neues.Aber mit Notfallschuhen (besagten Turnschuhen und Latschen) bewaffnet, wagte ich den Test. Okay, jeder, der in meinen Rucksack geschaut hätte, wäre der Überzeugung näher gekommen, dass Frauen im Hinblick auf Schuhe spinnen. Aber das war's mir dann doch wert.
Und was soll man sagen: Es geht. Sogar ziemlich gut, wenn man die Weglänge bedenkt. Mit einigen Bedenken ob meiner Fußgesundheit ging ich los.

So sieht das dann aus:

Auf Schnee stehen: Kalt, aber eigentlich ganz angenehm.
Schnee bleibt allerdings teilweise kleben.

 Wie das Bild oben schon zeigt, waren die Verhältnisse alles andere als sommerlich. Interessanterweise jedoch stellte sich nach dem ersten Kälteschock ein sachtes Kribbeln ein. Überrascht stellt ich fest, dass es so etwas wie eine Durchblutung in meinen Füßen gab, obwohl sie eigentlich innerhalb von kurzer Zeit tiefgefroren sein sollten. Das Schmelzwasser zwischen den Zehen knarrte ich weiter.

Ja, "knarrte".
Das Geräusch von leicht festgetretenem Schnee kennt vermutlich jeder, der sich schon einmal dem Vergnügen hingegeben hat, über eine frische Schneefläche zu laufen. Es erklang auch jetzt, jedoch etwas weicher und deutlicher als man dies von Schuhen gewöhnt ist.
Unter den Paleos sammelte sich etwas Schnee. Entgegen meiner Annahme, dass das Kettengewebe eine Wärmebrücke darstellen musste, schien das vom Fuß selbst angewärmte Gewebe mehr einen Ausgleich zwischen gefrorener Schneedecke und warmer Haut herzustellen. Entgegen der ersten Erfahrungen barfuß auf Asphalt und Metall (bei denen ich mir u.a. vor Jahren eine leichte Erfrierung zuzog) blieb das Gefühl in der Sohle erhalten. Der Schnee fror förmlich am Kettengewebe fest, ohne jedoch zuviel Wärme zu entziehen.

Die Füßen wurden merklich dicker. Wo die Kettenfüßlinge normalerweise etwas schlackern, da sie eine gewisse Fußfreiheit gewährleisten sollen, lagen sie nun bündig an.
Als ich die Paleos auszog, verstand ich, warum: Die Füße waren inzwischen derart stark durchblutet, dass sie etwas aufgeschwollen waren. Kräftig rot, die Schnürbänder als eingedrückte Verzierung und mit dem zartgrauen Abriebmuster gaben sie einen etwas martialischen Anblick ab, der sich jedoch nach einigen Minuten bei Raumtemperatur (weiterhin barfuß) verlor.


Und Abtauen ist inklusive.
Wer genau hinschaut, wird in dem Bild den angetauten Schnee im Gewebe erkennen. Tatsächlich kullerten bei jedem der drei Einzeltests am Ende kleine Schneekugeln zwischen den Zehen. Glücklicherweise hatte ich in weiser Voraussicht einen Waschlappen mitgenommen, der schon seit längerem als Transportmittel für die Füßlinge vewendet wird. Anderenfalls hätte ich wohl das Foyer ziemlich unter Wasser gesetzt.

Der Rückweg und auch die weiteren Einsätze führten dazu, dass ich die Strecke insgesamt sechsmal zurücklegte. Die Studenten erklärten mich für verrückt bis einfach nur krank im Hirn und waren dennoch fasziniert von der Idee.

Allerdings:
Für's Klettern in profiliertem Alugestänge bleib' ich bei Turnschuhen. So viel lieber wären mir Traversen gewesen... - Aua.




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