Ich tue mich schwer damit bei dieser Sache keinerlei Mitleid zu empfinden, aber im Rückblick ist es ebenso schwierig, auch nur im Ansatz nicht den Kopf zu schütteln und die Sache sein zu lassen.
Da geht ein junger Mann hin und pflegt
ein Bündel an Schulden und Verpflichtungen als sei es ein geliebtes
Kind. Man muss sich nicht einen Idioten oder Dumpfkopf vorstellen –
stattdessen haben wir einen jungen Zocker, der durchaus mit
Intelligenz und Kreativität vorging.
Was wir miterlebten, war, wie er in
seiner WG hinausgeworfen wurde. Gründe unter anderem: Drei
Monatsmieten waren offen, das Zimmer muss ausgesehen haben wie ein
Saustall, Kakerlaken inklusive. Nicht zuletzt hieß es, er habe sich
durch die dortige Küche gefressen. Auch die Renovierung, die durch
die gelblichen Wände in dem mit Rauchverbot belegten Zimmer nötig
wurde, war ein Grund mehr ihn des Hauses zu verweisen.
Dazu kamen ein verschlepptes Studium, die
folgerichtige Exmatrikulation und die damit fällige Rückforderung
des BaFöG. Als er zum Jahreswechsel bei Freunden und Bekannten betteln ging, lag der bei uns
geforderte Beitrag bereits bei einhundert Euro (von angeblich um vierhundert) - ohne Verhandlungsbasis.
Doch inzwischen wollte ihm keiner mehr etwas borgen.
Doch inzwischen wollte ihm keiner mehr etwas borgen.
Im ersten Moment klingen solche
Vorwürfe ein wenig nach der Hetze, die seit Jahrhunderten gegen
ungeliebte Volksgruppen vorgenommen wird. Ihr wisst schon,
Kinderfresser und Ritualmörder – funktioniert immer gut, um
jemanden in Verruf zu bringen, immerhin wird es über kurz oder lang
immer jemanden geben, der es glaubt.
Doch der betroffene „Sünder“ hat
auch meine Küche leer gefressen. Es ist erstaunlich, was in eine
einzige Person hineinpasst. Als „guter Gastgeber“ schaut man sich
das Ganze eine Weile an und muss dann einsehen, dass es für das
Haushaltsbudget gesünder ist, denjenigen hinauszuwerfen. Zu diesem
Zeitpunkt hatte er ja durchaus noch eine Wohnung.
Der Ratschlag, zum Amt zu gehen, wurde
mit Beleidigungen beantwortet. Auch ich habe Zeiten der Not erlebt
und bin auch heute noch nicht mit einem umfassenden Haushaltsbudget
gesegnet, doch für ein Dach über dem Kopf und Futter in der
Schüssel muss man sich bemühen und tut es irgendwann auch gern um etwas zu ändern.
Und, was wir erlebten, war, dass er nun
wieder in einer Notlage ist.
Nach einer mehr als einjährigen
Notunterbringung bei einem Freund (geplant für ein halbes Jahr),
steht der junge Mann wohl wieder auf der Straße. Der unterbringende
Freund jedoch sprach davon, dass nun eine Gesamtreinigung notwendig
ist.
Endabmeldung: „Keine Ahnung, wann ich
wieder online bin.“
Ist denn einziger Lebenszweck Internet, Rauchen und Spielen?
Wenn ja: Dann ist wohl eine Weile
Entzug gar nicht so schlecht.
Ich wünsche es niemanden auf der
Straße zu leben, insbesondere nicht im Winter. Aber ein bisschen
Not, das Unten-Ankommen, kann hoffentlich ein wenig Realitätssinn in
diesen jungen Mann bringen.
Und ich glaube, die Tür schlägt
wieder zu, sollte er jemals hier stehen und übernachten wollen.
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