Auch eines der alten Projekte vom letzten Jahr, dennoch habe ich nirgends im Internet Fotos vom kompletten Prozess gefunden. Insofern dokumentiere ich einfach mal meinen Versuch hier.
Fangen wir mal mit der Theorie an und bewegen uns dann in die Praxis:
Der bewusste Brand ist ein sogenannter "Schrühbrand", das bedeutet, dass der Ton zwar wasserfest wird, aber nicht so bruchfest wie er sein könnte. Außerdem wird er nicht wasserdicht, sondern bleibt porös. Man kennt das teilweise von Blumentöpfen. Zu einem (steinzeitlichen) Topf zum Suppe kochen oder für einen tragbaren Kettenanhänger reicht es trotzdem ;)
Ein Schrühbrand findet bei niedrigeren Temperaturen statt als der richtige Keramik- oder Glasurbrand, ist allerdings deswegen nicht unbedingt wertloser. Überhaupt empfand ich es als sehr interessant, dass die 700-1000 Grad über 30 Minuten, die man dafür braucht, mit diesen einfachen Mitteln erreichbar sind. Je nach Quelle variieren die Angaben, manche sprechen auch von 500 oder 600 Grad und geben das Maximum als 900 - 950 an, und geben eine Stunde als Zeit an, über die die Temperatur stabil sein muss. Man sieht: Ist keine ZU exakte Wissenschaft das Ganze.
Das wirklich interessante ist, dass erste, historische Brennöfen ähnlich funktioniert haben. Nun war es sicherlich keine Dose, aber ein nahezu geschlossener Ofen, der mit Kohle oder dickeren Hölzern durchgeglüht wurde. Die Experimente zeigen, dass auch entsprechend gebaute Erdgruben funktionieren.
Bei diesen Öfen wird die Wartezeit für das Öffnen mit 24h angegeben - umso größer der Raum, der durchgeglüht wird, und umso größer die Teile, die gebrannt werden, desto länger sollte man warten.
Wer mehr wissen will, findet hier auf Schule.at eine PDF, die ein bisschen mehr Überblick über die technischen Details des Keramik Brennens gibt, und die Firma Carl-Jäger hat auch noch eine PDF, die tieferen Einblick gibt.
Was braucht man also:
- Ton (irgendwie logisch)
- Holzkohle - idealerweise keine Briketts, sondern "richtige" Holzkohle; Briketts gehen angeblich nicht so gut
- was zum Feuermachen und ne Weile Flamme halten (Kerzen/Teelichte/Grillanzünder/Reisig/...)
- 'ne große Blechdose (von Suppe zB.) und ein Blechdeckel zum Abdecken
- n' bisschen Schmackes und Werkzeug
- und ein feuerfester Platz, idealerweise mit Steinen oder einer Lagerfeuerstelle
Zum Ton:
Grundlegend geht alles, was man so im normalen Handel bekommt. Umso mehr Schamott (Füllstoff, meistens aus vorgebrannter Keramik) im Ton ist, und umso gröber der Ton ist, umso härter wird das Ergebnis.
Feine Tonerden können sich beim Brand verformen, wenn sie über eine gewisse Temperatur hinaus getrieben werden. Das kann bei einem Dosenbrand schonmal passieren. Genauso reißt feiner Ton recht leicht.
Grober Ton wiederum hat das Risiko, dass mehr Luft eingeschlossen wird, was auch nicht gut ist - der Ton verdunstet Wasser beim Brennen: Das Wasser sammelt sich als Dampf in den Blasen und übt dort Druck aus. Dadurch können Risse entstehen und der Ton springen. Normalerweise passiert nicht allzu viel dabei, so lange es keine großen Hohlräume ohne Ausgang sind. Allerdings ist dann das Kunstwerk zerstört und nimmt eventuell andere Teile mit in den "Tod". Bei dieser Methode ist das "Mitnehmen" allerdings eher seltener. Die Art und Weise, wie gebrannt wird, verhindert, dass Scherben fliegen, denn sie sind in Kohle eingeschlossen.
Scherben meint hier: Keramikteile. Diese Scherben sind nicht scharf, sondern einfach eben nur Keramikstücke.
Ein anderer, wichtiger Faktor: Feiner Ton lässt feinere Werkstücke zu. Grober Ton... nunja, das Ergebnis heißt nicht umsonst "Steinzeug". Dafür sind Stücke aus grobem Ton beim Modellieren oft sehr viel stabiler.
Umso kleiner die Werkstücke, desto besser. Sie sollten ein bis zwei Wochen Zeit gehabt haben zum Trocknen, je nach Größe. Man kann den Ton auch am Feuer oder im Brand trocknen, da bekommt er allerdings sehr oft Risse. Wer sicher gehen will, lässt den Ton normal im Raum trocknen und wärmt ihn dann nochmal vorsichtig im Backofen oder am Feuer auf etwas über "aua, heiß an den Fingern" (ca. 50°C oder ein bisschen drüber). Der Brandprozess startet bei rund 300 Grad, braucht allerdings höhere Temperaturen, um wirklich effektiv stattzufinden. Ergo muss man nicht zu sehr aufpassen - nur damit, dass es kein schneller Temperaturwechsel wird. Dazu aber auch gleich noch mehr.
Thema Holzkohle:
Im Brand wird hauptsächlich geglüht, nur bestimmte Techniken arbeiten mit einer echten Flamme. Das erhöht zum Teil die Temperaturen und sorgt außerdem dafür, dass sich kein Ruß festsetzen kann. (Schwärzen kann man die Stücke u.A. mit Rauch, das erkläre ich hier etwas weiter unten.)
Der Sauerstoffmangel, der dadurch in der Dose entsteht, macht es leider auch schwerer, das ganze, fertige Trumm anzuzünden. Der Kamineffekt zieht zwar Luft nach oben, aber durch die Menge an Kohle obendrauf braucht man etwas mehr Hitze. In meinem Fall habe ich ein Teelicht druntergestellt und ein wenig mit festem Grillanzünder nachgeholfen. IN die Dose sollte kein extra Brennstoff! Warum erkläre ich beim Thema Rauch und Ruß.
Die Blechdose:
Man nehme eine von den großen Dosen. Ich habe zwei Suppendosen verwendet, die sich als beinahe zu klein herausgestellt haben. Es funktionieren wohl auch größere Keksdosen und andere Zylinderformen ganz gut.
Empfohlen wird auch, ein Metallgitter als untere Abdeckung zu nutzen. Es geht auch ohne, wie mein Experiment beweist, allerdings gibt es sicherlich bessere Lösungen als meine.
Eine Anzündhilfe ist übrigens zu "luftig" - diese Dinger sind gebaut, um den Kamineffekt stark anlaufen zu lassen und erzeugen zu schnell zu viel Hitze, die wiederum nicht lange genug hält.
Keines der Arbeitsgeräte, die direkt beim Brennen verwendet werden, sollte wertvoll sein - insbesondere die Dose neigt dazu, Schrott zu sein.
Schmackes und Werkzeug:
Die originale Anleitung sieht vor, Boden und Deckel der Dose zu entfernen. Der Boden wird durch das Metallgitter ersetzt; der Deckel dient dazu, eventuelle Flammenentwicklung zu unterdrücken. Deckel drauf, Flamme tot ;)
Ich habe daher meine Dose genommen und eine Menge Löcher in den Boden und ein paar in die Seite gemacht. Auch weil ich ja so gaaaaar nie nicht neugierig bin... Ja, ich wollte sehen, wie die Glut wandert, und ob die Tonstücken glühen. Tun sie übrigens.
Der Feuerplatz:
Ich hatte das Glück und einen Grillplatz mit fest eingebauten Grills in der Nähe. Wer das Glück nicht hat, sollte berücksichtigen, dass diese Dosen sehr heiß werden, und dass sie einen Lufteinlass von unten brauchen. Ich habe die Dosen auch auf den Grills auf flache Steine gesetzt. Das sollte man nur tun, wenn man sicher ist, dass diese nicht platzen werden.
Anderenfalls... nunja, ist Kreativität gefragt. Bei meinem ersten Experiment habe ich auch eine Grillschale missbraucht.
Empfohlen wird übrigens ein ausrangierter Rost aus einem Backofen. Diese Teile sind ziemlich stabil, meistens kein Verlust und außerdem sehr hitzefest.
... Was nicht heißt, dass man nicht auf seine Finger aufpassen sollte.
Handschuhe sind übrigens eine gute Idee.
Nu aber zur Praxis:
Erstmal Dosen füllen.
In einer der Dosen hatte ich "Kräuterheu" aus dem Tierbedarf. Der Vorteil: Es war 'ne kleine Tüte ;)
Warum das?
Nun, wie oben beschrieben, lassen sich Tonstücke im Brand schwärzen. Das geschieht hauptsächlich durch Rauch und einen starken Sauerstoffmangel. Der Mangel verhindert, dass der Ruß und die Rauchpartikel einfach abbrennen. Dafür packt man Heu oder getrocknetes Gras um die Tonstücke und unten in die Dose. Problem dabei: Das, und die Asche, die dadurch entsteht, verstopfen natürlich die Luftlöcher. Das heißt: Größere Probleme beim Anzünden.
Ansonsten ist es ganz einfach: Ein bisschen Kohle, ein bisschen Ton, ein bisschen Kohle, ein bisschen Ton, ...
Die Heudose stand dann auch auf einer umgebauten Grillschale, nachdem ein paar Steinversuche fehlgeschlagen sind. Ich bekam sie einfach nicht stabil hingestellt. Allerdings machte das es einfacher, Grillanzünder und Teelicht drunterzuschieben.
Man sieht den Rauch ganz gut, den das erzeugt - zusammen mit dem dezenten Geruch von Heurauch (mein Mantel riecht immer noch danach, er lässt sich nicht rauswaschen...).
Die Reste der Streichhölzer reinzustecken war übrigens keine gute Idee, auch wenn sie nichts schlimmes verursacht haben - sie haben einfach nur vor sich hingeraucht.
Ich habe nachts gewerkelt, wie man unschwer erkennen kann. Auch weil ich das Glühen sehen wollte, allerdings hat auch der gesamte Prozess des Anzündens wesentlich länger gedauert als er geplant war.
Für das Ausglühen sollte man allein schon 2-3h einplanen.
Was man allerdings auf dem oberen Foto sieht, sind die Luftlöcher. Denn man kann wirklich in die Dose reinschauen auf diesem Wege. Das andere Bild zeigt unter anderem eins der glühenden Tonstücken, es ist allerdings sehr schwer zwischen den Kohleteilchen zu erkennen. Was man auf dem Bild aber sieht, ist der Einfluss des Luftloches - die helle Glut entstand durch leichten Wind, der sich nicht nur oben in der Dose fing, sondern auch durch die Luftlöcher hineinwehte.
Das soll übrigens eigentlich nicht passieren, weil es die Temperatur über das gewünschte Maß treiben kann. Ich brauchte auch einmal den Deckel, weil Flammen aus der Dose schlugen. Die waren klein und hatten kaum Farbe, ein gutes Zeichen, aber dennoch mussten sie verschwinden.
Wir lernen daraus: Nicht zu viele Löcher!
Die Luftlöcher verhinderten auch, dass die Glut aufgrund der Asche ersticken konnte - denn bewegen sollte man die Dosen nicht während des Brandes. Man kann also ergo die Asche nicht einfach rausschütteln oder drin rumstochern. Natürlich habe ich gestochert (Neugiiiier!), auch wenn glücklicherweise dabei nichts kaputt gegangen ist.
Wo viel Rauch ist, muss nicht unbedingt ein Feuer sein... Glut reicht. Und wie man sieht, wird dann auch das Metall dunkel. Beide Dosen hatten beim Anzünden ihr Etikett noch - sollte man vorher abmachen, es schwelt und riecht dann sehr unangenehm. Woher ich das weiß? ... Tja. ;)
Wenn das Schlimmste überstanden ist, hat man eine Gemenge aus überraschend wenig Asche, Kohle und irgendwo dadrin sind bestimmt die Tonstücken. Unter der Dose sieht man noch die Steine.
Nun heißt es ein bisschen warten, bis der größte Teil der Glut erloschen ist. Eigentlich sollte man das vollständige Erlöschen abwarten, aber da sich der Zeiger da schon langsam Mitternacht näherte, hab ich die Sache ein bisschen abgekürzt - vermutlich um so ungefähr eine Stunde - und den leichten Temperaturschock riskiert.
Ablöschen mit Wasser ist hier KEINE gute Idee. Der Temperatursturz wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Werkstücke zerstören.
Ich habe ein bisschen von dem Heu ausgestreut als Puffer, was sich sehr rentiert hat. Die Dose hab ich dann sanft umgekippt und vorsichtig geschüttelt - man sieht aber die Luftlöcher noch gut, genauso wie den Stock, den ich zum Transport der Dose auf den Boden hergenommen habe. Wenn man das mit Glut tut, sollte man enorm aufpassen - man verwechselt leicht die Kohle mit Tonstücken. Tut WIRKLICH weh.
Man erkennt mit etwas Glück auf den Bildern Teile, die grau sind. Dieses Grau ist der Effekt vom Rauch, theoretisch kann man Stücke komplett schwarz färben mit dieser Methode.
Für den ersten Versuch war's durchaus ein nettes Ergebnis - und später auf dem Mittelaltermarkt haben die Teil rund drei Wochen im Regen gehangen: Es hat sie nicht im Geringsten gestört. Keines der Werkstücke ist heller geworden, nur eines bei höherer Belastung zerbrochen.
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