Montag, 16. April 2018

Jokers Overall


Nur wenige Bilder, dafür aber ein bisschen was zur Bearbeitungstechnik -
Thema diesmal: Cosplay, genauer gesagt, der Overall für den Arkham-Joker.

Nun gibts ja verschiedenste Versionen dieses Overalls. Ein paar davon sind recht... sagen wir: freizügig? Da aber die Buchmesse in Leipzig, bzw. die dazugehörige Manga und Comic Messe ziemlich strenge Vorschriften hat, haben sich Daniel und ich darauf geeinigt, einen Gang zurückzuschalten und weder freizügig, zu echt, noch blutig zu arbeiten. Alles dreis ist nämlich nicht erlaubt.

Darüber hinaus steht  dem Ganzen noch ein Argument im Wege: Waschbarkeit. Es gibt viele Methoden Klamotten aussehen zu lassen als wären sie jahrelang im Gebrauch und dabei nicht gewaschen worden.
Eine Methode ist, genau das zu tun: Sie zu tragen und keinesfalls zu waschen. Eine andere besteht darin, sie an ein Auto zu binden und über einen matschigen Feldweg zu zerren.

Meine Lieblingsmethode ist: LARP-Dreck. Waschbar, stinkt nicht und gibt auch keinen Ausschlag. ;)




Phase 1: Dinge bestellen und kaputtmachen.
Die Basis bildet ein quietschorangefarbener Overall, eigentlich Arbeitskleidung. Und quietschorange meint quietschorange. Ich hab zweimal nachgeschaut, ob es auch *wirklich* Baumwolle ist. Und japp - das Schild bescheinigt 100% Baumwolle.

Nachdem die Baumwolle(!) eine Färbewäsche mit Braun überlebt hat, ohne auch nur eine sichtbare Nuance dunkler zu werden, griff ich zu härteren Methoden: Kochwäsche und Säure.
Grundlegend kann (und sollte) man das nicht jeder Kleidung antun, aber fest gewebte Baumwolle neigt dazu, etwas weicher zu werden und die Ausrüstung der Fasern zu verlieren.
Ob nun Zitronensäure oder Essig - man sollte nicht zuviel nehmen, denn die Mischung mit heißem Wasser putzt die Waschmaschine gründlich mit durch und kann dabei angekratzte Ventile mit in den Wäschehimmel nehmen.

Für das "Abnutzen" haben sich Steakmesser und Cutter bewährt, auch wenn ich mich dabei beinahe selber filettiert hätte. Schade, dass authentische Blutflecken hier auch nicht gewünscht waren ;)

Regel Nummer eins bei sowas niemals vergessen: Immer von dir weg arbeiten.

Bei diesem Overall waren viele der Taschen direkt in die Hauptnähte eingesetzt. Grundsätzlich keine Schwierigkeit, nur hatten wir ursprünglich geplant, diese Taschen zu beseitigen. So blieb nur, die erreichbaren Taschen herauszutrennen und den Rest für die "Dreckphase" stehen zu lassen.



Phase 2: Dreck
Leider frisst das Bild viel von dem Dreckeffekt, vermittelt aber hoffentlich einen kleinen Eindruck der Zwischenstationen. Rechts hat die Verdreckung schon einen guten Status erreicht, links zeigt sich nur das Ergebnis einer Kontaktfärbung. Ich hatte nebenher "Fetzen" gefärbt und sie frischgefärbt auf dem Overall liegen lassen. Die ohnehin schon etwas gequälte Baumwolle hat dann auch brav das Abwasser der Flicken und die darin enthaltene, noch etwas aktive Flotte angenommen.

Zusätzlich habe ich mit einem Schwamm und leicht verdünnter Stoffmalfarbe gearbeitet, und, schließlich für ganz obendrauf: Sprühfarbe.

Der Schwamm ist für oberflächliche Kanten und Griffbereiche nützlich. Taschenränder, die Kanten der Knöpfung, der Kragen - all diese (sichtbaren) Stellen sind (real) im häufigen Kontakt mit der Haut und drecken daher als erstes ein. Oft ist diese Art von Dreck in realitas am schwersten zu entfernen. Sie lässt sich super mit einem Schwamm simulieren, der mit der Farbe leicht angefeuchtet wurde. Schmierspuren kann man mit dieser Methode - nur dann einem nasseren Schwamm - auch sehr gut nachstellen. Braun und eine leichte Beimischung von Gelb funktionieren hier ganz gut. Gerade auf dem Orange hat sich eine Mischung aus Gelb und einem kräftigen Lila bewährt um einen netten, matschigen Braunton zu erzeugen.

Zur Sprühfarbe - Hier ist nicht die klassische Lackfarbe aus der Dose gemeint, sondern einfache Stoffmalfarbe, verdünnt in einer Sprühflasche. Das Ganze hat so seine Tücken, aber funktioniert gerade für Farbabstufungen, "nasse" Flecken und Spritzer ziemlich gut.
Die Sprühfarbe hat den zusätzlichen Vorteil, dass sie sich in den feinen Fasern vom Schritt davor fängt und so Abrieb mit Dreck verbindet. Auch ein Vorteil gegenüber Lackfarbe: Sie reibt sich nicht so schnell ab, sondern verbindet sich eher mit den Fasern.
Nachteilig ist, dass sich Sprühschatten bilden können, die man nur mit glatt liegendem Stoff oder variierenden Winkeln vermeiden kann. Und: Der Sprühkopf verstopft leicht.

Deswegen wichtig: Der Sprühkopf der Flasche sollte nicht zu fein sein. Am besten kann ein Blumensprüher funktionieren, die sind im Allgemeinen billig und ziemlich robust. Ich hatte zwei Flaschen in denen Haarpflege drin war, die ziemlich fein zerstäuben. Und sie waren sehr oft verstopft. :(

Sollte sich ein feiner Kopf nicht vermeiden lassen: Sieb die Farbe notfalls durch. Jedes Bröckchen an leicht eingetrockneter Farbe, jeder dickere Fussel, ein Sandkorn oder auch ein Brösel Kalk verstopft sonst die Düse. Das kurze Setzenlassen vom "Dreck" und dann vorsichtiges Umfüllen können helfen, die Fremdstoffe loszuwerden.


Phase 3: Details
Eines der Dinge, die ich lernen musste: Um die echten Details sollte man sich kümmern, wenn das große Ganze als Basis steht.
Gerade, wenn man Zeitdruck hat, und in diesem Fall war ich darauf angwiesen, das Ganze taggenau fertig zu bekommen - ergo kamen die letzten drei Details zum Schluss dran:


Die Label sind per Hand eingenäht. Nachdem ich feststellen musste, dass ich sie trotz mehrfachem Abgleiches nicht auf leicht unterschiedlichen Höhen, sondern auch die Nummer leicht schief eingenäht hatte, bleibt mir zu sagen: Das sollte man am lebenden Objekt feststecken und dann in Ruhe nähen. In meinem Fall war es eine Autofahrt ;) ergo kein lebendes Objekt, geschweige denn Ruhe.
Gemalt habe ich da natürlich nicht, der kleine Ausschnitt ist noch von meinem Arbeitstisch daheim.

Alles in allem: Waschfest. Und vor allem fertig ;)
Vielleicht gibt's noch Bilder vom fertigen Objekt dazu - das aber entscheidet sich noch.


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