Sonntag, 30. Juni 2013

Rechtsüberholer

Verflucht möge er sein, oder sie, je nachdem. Dem mögen die Ohren klingeln und die Füße jucken und was weiß ich noch!

Nun bin ich ja nicht unbedingt ein sportlicher Fahrer, aber auch nicht wirklich die lahme Schnecke vom Dienst. Ich fahre vorsichtig, ja, ebenso ziemlich regelkonform - aber auf der Autobahn ohne Tempolimit wird das auch schon mal ausgenutzt.

Vor ungefähr einer Stunde trennten mich dann allerdings nur Zentimeter von einer Begegnung mit was auch immer als Jenseits betrachtet wird. Meinen Freund ebenso, der hat es allerdings nicht mitbekommen. Er schlief glücklicherweise gerade. Da es sein Heil'ges Blechle ist, wäre er mir wohl beinahe in Ohnmacht gefallen.

Wir alle lernen in der Fahrschule, möglichst mehrfach zu schauen und damit Bereiche einschätzen und absichern zu können. Genau das hat uns heute gerettet:
Auf der Strecke, auf der zwischen 90 und mehr als 200km/h gefahren wird, war ich mit rund 160km/h unterwegs. Das ist für meine Verhältnisse recht viel, aber noch im Rahmen des Beherrschbaren. Wir schauen uns also die Szenerie an: Autobahn, nicht sonderlich gute Fahrbahn, zweispurig. Ich auf der linken Spur, mit rund 160 km/h - rechts neben mir, in ordnungsgemäßen Abständen, die Langsamfahrer. Im Allgemeinen bei geschätzten 130km/h, durchsetzt mit LKW, Kleingespannen und überladenen Kleinwagen (80-100 km/h).

Hinter mir drängelte ein Fahrer. Nur bin ich aus Routine unglaublich gut darin, so etwas zu ignorieren. Lichthupe in einer Entfernung, dass man sie nur an den Reflexionen der Motorhaube des Hintermannes erkennt, sind bekannt. Ich sah mich also in aller Ruhe nach einer Lücke um, damit ich Platz hätte machen können. Besagte Lücke fand ich, musste dafür aber einen Kleinwagen überholen. Also arbeitet man sich an besagte Lücke heran, ignoriert weiterhin das wilde Blinken, Aufblenden, Winken, extrem Nah-Auffahren und Gestikulieren des Hintermannes.

Ich hatte gerade den Blinker gesetzt und wollte eben leicht einschlagen, um in die Lücke zu manövrieren, da sehe ich, wie besagter Drängler sich relativ zu mir ebenfalls seitwärts bewegt und schließlich noch einmal Gas gibt. Ich zog so schnell wie nur eben möglich auf die linke Spur zurück, denn unter weiterhin wilden Gestikulieren, darunter einem Stinkefinger, überholte der besagte Drängler rechts.

Nicht genug dessen, das geschickte Manöver endete mit einem enorm knappen Einscheren und ich war froh, dass vor Kurzem die Bremsen gewechselt worden waren. Und dass sich hinter mir kein Drängler befand.

Ich schreibe es noch einmal: Uns trennten Zentimeter.
Und das war heute auf rund 200km und etwas weniger als anderthalb Stunden nicht das einzige Mal. Insgesamt sieben Rechtsüberholer, drei Notbremsungen (Missachtung des Sicherheitsabstandes) und vier beinahe-Touchierer meiner Nebenmänner oder -frauen.

Da fragt man sich doch echt was da draußen abgeht.

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