Donnerstag, 9. Januar 2014

Naalbinding - ein einfacher Stich und wie die Spirale entsteht

Achtung - 'ne Menge Bilder!

Naalbinding ist eine Technik, die gern den Wikingern und ihrem Zeitalter zugeordnet wird. Tatsächlich beweisen Funde verschiedenster Art und Größe, dass es diese Methode zur Gewebeherstellung schon deutlich länger gibt.

Ich bastle schon länger daran, die Feinheiten dieser Technik irgendwann einmal zu vertiefen, aber letzten Endes, ich gebe es ungern zu: Sie sind mir bisher verschlossen geblieben.

Auch, ob ich eine "echte", "authentische" Nadelbinden-Methode verwende, weiß ich tatsächlich nicht. Fakt ist: Es funktioniert. Ganz im Gegensatz zu meinen Strickkünsten, die man häufig getrost als Fischernetze verkaufen könnte, habe ich mit der Holznadel kleinere Stücke gefertigt.
Ein Vorteil gegenüber gestrickten oder gehäkelten Geweben hat das Prinzip in jedem Fall:
Es ribbelt sich nicht auf. Beim nadelgebundenen Sachen gibt es Löcher - aber keine Laufmaschen! lose Fadenenden verknoten sich früher oder später und es bleiben nur die Enden und das Loch ;) Und da man immer "dran-arbeiten" kann, ist das auch schnell geflickt.

Auf Basis der Funde und tatsächlich noch überlieferter, lebendiger Techniken haben sich zwei grundsätzlich Vorgehensweisen etabliert:
Die Daumenfessel - hier werden die Schlaufen über den Daumen gefertigt und hierüber quasi ans Werkstück gebunden - und die Freihandmethode, bei der die Schlaufen direkt am Werkstück gebunden werden.

Ich arbeite allgemein nach der Freihandmethode, auch weil ich sehen will, was ich da tue anstatt blind drauflos zu arbeiten ;)

Dafür hab ich aktuell kein Beispiel, aber für Anfänger als erste Probe verwendbar:
Mein einfacher Stich.

So geht's:
Als erstes braucht man eine Holznadel.
So eine z.B.:


Anhand des 10ct-Stücks sieht man schon: Sie ist monströs im Vergleich zu einer Nähnadel. Aber: Nadelbinden funktioniert mit einer solchen Nadel bei gröberen Garnen besser als mit z.B. einer Stopfnadel. Die kann man zum Anfang benutzen oder man schnitzt sich aus einem Zweig gleich eine eigene. Obst- oder Harthölzer sind dafür besser geeignet als das Zweiglein, das ich erwischt habe.
Das nämlich hat ein schaumartiges Mark. Bei so einem Ästchen stellt das kein extrem großes Problem dar,  aber für Anfänger ist so etwas ungünstig.
Krumm ist egal, glatt ist wichtig ;)

Bernhard gibt eine Erklärung dazu her: Nadeln herstellen
Hier findet man auch Anleitungen zu den verbreiteten Techniken. Bernhard scheint flache Nadel zu bevorzugen, ich mag dagegen runde lieber, so dass seine Technik für mich nicht wirklich funktioniert :)

Aber ich wollte ja zeigen, wie ich es so mache. Also weiter:
Ebenso dick, aber flauschig: Das Garn.
Ich habe hier Filzgarn (auch bekannt als Dochtgarn) aus Wolle verwendet, aber letzten Endes tun es alle dickeren Garne zum Anfang. Alles ab Stricknadelstärke 4 gilt als anfängergeeignet.
Insbesondere für das erste Ausprobieren tut es erstmal ein Rest von ca. 50cm. Später sollte man auf Fäden von 1-2m Länge arbeiten.

Nein, nicht direkt vom Knäuel - immer mit einzelnen Fadenstücken.


N' Knoten. Ich glaube, das brauche ich nicht näher zu erläutern, oder? ;)
Wichtig ist nur, dass der Knoten nicht zugezogen wird, sondern immer noch genug Platz ist, die Nadel mit Leichtigkeit durchzuziehen. Warum mit Leichtigkeit? Weil's gleich etwas enger wird ;)


Man nehme das Ende und führe die Bewegung vom Knoten fort. Ist das Ende aufgebraucht, arbeitet man in der anderen Richtung mit der Nadel weiter, so dass man einen kleinen "Kranz" bekommt, der das Fadenende für uns versteckt. Den Kranz sollte man sich für die nächsten Schritte so drehen, dass der Faden oben herauskommt. Die Seite, die nun oben ist - wie auf dem Foto direkt hier obendrüber - ist ab jetzt unser ganz allgemeines "Oben". Die andere ist, logischerweise dann unser "Unten".


Wir stechen von unten durch die Mitte des Kranzes und ziehen den Faden soweit durch, dass er eine Art Schlaufe am Außenrand des Kranzes bildet:


Jetzt von oben durch die Schlaufe. Nicht durch den Kranz ;)

 
 
Faden durchfädeln und - nur ein bisschen! - anziehen so dass sich der Faden etwas um den Kranz legen kann.
 



Tadaaa - unsere erste Masche! Oder wie auch immer das heißen mag, ich nenn's einfach mal "Masche". Jetzt sieht es gleich kompliziert aus, aber ist eigentlich sehr simpel.
Wieder unten durch den Kranz:


Wir haben nun zwei Schlaufen, die über dem Kranz ein bisschen ausschauen wie Micky-Mouse-Ohren, eine neue und unsere alte, erste Masche ...


Wir aber stechen mit der Nadel von oben durch das neue "Ohr", nicht durch die erste Masche oder den Kranz.


Schaut ein bisschen krude aus, aber wenn man das ein paar Mal wiederholt - von unten durch den Kranz, von oben durch die neu entstandene Schlaufe - bekommt man das hier:

Ein Blümchen!
Oder n' Stern, n' Mandala, denkt euch etwas aus ;)
Aber wir wollen ja keine Blume, wir wollen ja eine Spirale basteln, damit wir am Ende einen größeren Kreis machen können.
Dafür lässt man das Durchpieken der Kranzmitte sein und nimmt sich stattdessen die eigentliche allererste Masche:
 

Von unten durchfädeln - kennen wir ja bereits, nur dass es eben diesmal nicht der Kranz ist -

Und immer noch nicht der Kranz, den fädeln wir nämlich ab jetzt nicht mit, sondern ab jetzt ist es die Masche in der Reihe davor. Es bleibt allerdings bei unten - oben. Von unten durchstechen, oben in die Schlaufe.

Und jetzt lernen wir gleich noch Maschen zunehmen. Die zweite Reihe beginnt am allerersten "Blütenblatt", das man geformt hat. Damit es ein Kreis werden kann, fädelt man zwei bis drei Maschen auf die Masche in der Reihe davor.


Schau genau: Drei Maschen in dem "ersten Blütenblatt". Ab zum nächsten und weiter geht's.
Anfangs nimmt man viele Masche dazu, also ca. 2-3 in jeder Masche aus der Reihe davor. In der dritte Reihe reichen oft 2 mehr, wenn nicht sogar in jeder zweiten doppelte Maschen gemacht werden.

Abnehmen funktioniert umgekehrt: Zwei oder drei Maschen werden beim Stich von unten erfasst und wie eine behandelt.

Dieser Anfang kann ein "Loch" am Beginn erzeugen, das aber leicht zuzunähen oder zu -filzen ist. So macht man aus einem Knoten ein Werkstück :)


Die üblichen Fehler erkennt man schnell:

-> Wellt sich die Spirale an den Rändern, als sei sie gerüscht, wurden zuviele Maschen zugenommen. Das kann man häufig vorsichtig ausgleichen, indem in der Folge weniger Maschen zunimmt, als es nötig wäre.

-> Krümmt sich der Kreis wie eine Art Linse oder Kuppel, waren es zu wenig Maschen. Dieser Fehler wird immer auffallen, auch wenn man auf ein "richtiges" Maß arbeitet. Es bieten sich an, das Projekt zu verwerfen oder etwas anderes zu bauen.

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