Das Heerlager ist bei mir je her eine Sache für sich. Wer die Veranstaltung kennt, kann den Absatz hier gerne überspringen, ohnehin wird’s ab hier kritisch.
Der Con, also mal wieder eine Larp-Veranstaltung, ist ein großes Ambiente-Event, das sich derzeit (Mitte 2016) weiter Richung Reenactment* und Living History** entwickelt. Bis vor Kurzem, oder genauer, bis zum Heerlager 8, war jedoch auch der Fantasy-Anteil durchaus erlaubt. So trifft, oder besser: traf man auf diesem Event durchaus auch Magier, Echsen- oder Drachenwesen, Zwerge, Elfen, Katzenmenschen und noch einiges mehr aus dieser Kategorie an.
Das Land, in dem sich das Ganze im Spiel befindet, hat sich dann nun auch von Drachengard, dem Land, in dem die letzten Drachen vernichtet wurden, weiter gewandelt. Die Landkarte, die ich vor Kurzem in die Hand bekam, zeigt inzwischen die reale Geografie der Umgebung, zusammen mit Lauf, dem Veranstaltungsort.
Darüber mag man denken, was man will. Ich persönlich habe dem Event eine zweite Chance gegeben und bin – wie schon beim ersten Mal – nicht unwesentlich enttäuscht worden.
Oh, was hat unsere Logo-Designerin gelitten... |
Das Wadhi Salam, ein Teehausprojekt von unserer „Kadin“ (die ich im weiteren so nennen werde, weil ich
Wir starteten mit einer Vorbereitungszeit von etwas weniger als einen Monat - direkt in die aktive Phase des Projekts.
Der avisierte Termin für das erste Treffen war heiß umkämpft – tatsächlich hatten wir vorher knapp einen Monat lang Termine angesetzt und abgesagt, da die unterschiedlichen Teilnehmer andere Termine oder schlicht keine Zeit hatten. Es war offensichtlich, dass wir nun also besagtes Teehaus mehr oder minder aus dem Boden stampfen würden. Auch der Name war noch ungewiss.
Mit der Unterstützung einer anderen Orga blieb uns ein Gutteil der Besorgungen erspart – sie stellte uns nicht nur Teegeschirr und Kochstelle in Aussicht, auch einiges an Dekoration und sogar Kleidung sollten wir bekommen. Anderenfalls hätte die Schätzung für Basis-Zeug bei rund ein bis zwei Tausendern gelegen. Zelte nicht inbegriffen. (Was übrigens keine Seltenheit für Stände ist, die geringfügig umfangreicher als ein normales Lager ausgestattet sind)
Ein Leipziger Freund und Unterstützer stellte uns einen Samowar zur Verfügung und erfreut machte ich in den nächsten Wochen einen Bogen um das doch recht große Gerät in meinem "Flur". Oder was ich so meinen Flur nenne ;)
Wir trafen uns also zum abgesprochenen Termin in Landshut.
Wie mancher aufmerksamer Leser weiß, wohne ich in Regensburg und habe derzeit kein eigenes Gefährt. Also ab in den Zug. Samstags war nicht zu erwarten, dass die Bahn pünktlich sein würde, und so blieb mir der Sprint zum Anschlusszug auch prompt nicht erspart. Bereits während der Fahrt zeichnete sich ab, dass auch mit vereinbarten Pufferzeiten keine Pünktlichkeit zu erwarten war. Hier und da trafen die ersten "Wir sind ein bisschen später..."-Meldungen ein.
Tatsächlich trafen drei Fünftel des Teams, unsere Herbergsherren, mit etwas erträglicher Verspätung von rund einer halben Stunde ein – und völlig fertig. Ein Umzug hatte sie aufgehalten, der im Weiteren auch am Sonntag fortgesetzt werden sollte. - Damit in unserer ursprünglich eingeplanten Besprechungzeit.
Dementsprechend zäh ging es Samstag voran, und da noch einmal zwei von unseren fünf Bastlern am Sonntag fast den gesamten Tag für besagten Umzug ausfielen, musste auch auf die Shisha und den dazugehörigen Einrichtungskurs verzichtet werden. Ein Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn so blieb das Fertigmachen des Rauchgerätes bei einer, mit Glück zwei Personen hängen.
Immerhin aber: Eine Basisplanung hatten wir zustande gebracht. Vorläufige Kleiderprobe, ein ungefähres Logo, der Name, eine vorläufige Essensplanung, eine grobe Vorstellung, was noch gekauft werden müsste. Die beteiligten Köpfe rauchten bereits.
In den nächsten zwei Wochen wurde es verhältnismäßig still. Ein paar abschließende Planungsfragen, Feedback über organisierte Parts und die irritierte Suche nach unseren Aufzeichnungen prägten die rasch voranschreitende Zeit. Zeit, dieses Wort wurde uns zum Reiz, der zunehmend Verstimmungen auslöste. Dinge zogen sich wie Kaugummi, Anfragen blieben liegen und mussten immer wieder hochgeholt werden. Für mich, die zwar sehr geduldig sein kann, aber dennoch manchmal allergisch auf Verzögerungen und Ungefähr-keiten reagiert, wurde die Vorbereitungszeit zunehmend zur Nervenprobe.
Auf meiner Bastelliste –
Stoff bestellen. Und min. fünf Hosen, drei Hemden und ein Banner fertig machen.
Es wurden fünf Hosen, drei Hemden, ein großes und drei kleine Banner, von denen nur zwei zum Einsatz kamen. Ausserdem die entsprechende Wäschen – größtenteils per Hand mangels 50c-Stücken wir den Stromautomaten an der Waschmaschine – und natürlich das Heraussuchen von Dekostoffen.
Vorzeichnen und basteln... |
Und basteln... |
Feinheiten basteln... |
Fertig.... ! |
Zwischendrin mein Geburtstag, der ein paar hübsche Gespräche und ein paar sehr hübsche Geschenke zeitigte. Die Nähmaschine Nummer 4 habe ich noch nicht ausprobiert, aber bald wird auch das noch.
Insgesamt jedoch war ich stolz auf mich, rechtzeitig fertig geworden zu sein. Ich stand vor dem Stapel und freute mich – und musste dann feststellen, dass meine eigene Gewandung nicht vollständig sein würde.
Die Lederkappe, die den Schleier tragen sollte, war im allgemeinen Stress und Gewusel einfach vergessen worden. Man holt Luft, lächelt freundlich und nimmt sich vor, es nicht übel zu nehmen, aber letztlich konnte ich mich der Verstimmung nicht verwehren.
Aber das war das erste Indiz, dass Murphy noch lange nicht mit uns fertig war.
Spontan wuchs unser Lager um noch ein Stück. Bereits im Vorfeld war vereinbart, dass zwei Katzenwesen sich mit bei uns aufhalten würden und auch die Erlaubnis der Orga hätten, zusammen mit einem eventuellen Türsteher.
Spontan kam nun auch noch seine Freundin dazu, was meine Begeisterung sich quasi verflüchtigen ließ. Auch unsere Zusatzorga enthielt sich des Jubels. Das klingt erst einmal ziemlich ablehnend, hat allerdings damit zu tun, dass wir bereits kurz vor dem Event standen - und damit Zeltplätze, Aufgaben, Klamotten und dergleichen bereits entsprechend abgestimmt waren.
Nach intensiven Nachfragen schließlich stellte sich heraus, dass die zusätzliche Teilnehmerin nicht die einzige war, die Gewandung brauchen würde, auch der Türsteher würde eingekleidet werden müssen.
Beide würden nicht fest zum Team gehören, also frei spielen und damit nicht für sonstige Arbeiten zur Verfügung stehen.
Wieder vertiefte ich mich in meinen Fundus, inzwischen zähneknirschend, und förderte noch ein paar zusätzliche Klamotten mehr zu Tage. Inzwischen waren wir bei "Naja, mit ein bisschen dies und ein bisschen das können wir es vielleicht als orientalisch definieren?"
Aber es ist LARP, tröstete ich mich, kein Reenactment. Das wird schon irgendwie gehen.
Der Abreisetag nahte und ich hetzte zu den letzten Besorgungen. Bald, bald ginge es los, bald würde ich mein Zeug auf die Straße schleppen und in ein gut gefülltes Auto stopfen müssen. Kritisch besah ich mir die auf zwei Tage zusammenget-Tetris-te Kistenreihe – irgendwie würde das schon passen.Danach setzte ich mich gegen 14 Uhr auf mein Bettsofa.
Warum ist das von Interesse?
Tja, zuerst meldete sich meine Mitfahrgelegenheit, unsere hilfreiche Orga, und meldete, dass Hänger und Auto rappelvoll seien. Ergo würde ich auf einen freien Platz warten müssen. Besagter Platz aber würde sich schon finden, immerhin waren mehrere Autos unterwegs. Die Landshuter meldeten daraufhin zurück, dass sie gerade auf dem Gelände angekommen seien. Die Hoffnung wuchs, dass sie ausladen würden, um mich dann eben einzusammeln. Man ist ja ein Team***.
Drei Stunden später begann ich zunehmend mit den Zähnen zu knirschen. Nun sind mir ja Verzögerungen nicht unbekannt, gerade im Eventbereich. Und dann auch noch LARP. Wir wissen alle, dass alles unter einer Stunde keine Verspätung ist. Aber diese zog sich dann doch zunehmend. Weiterhin gab es keine zielführende Nachricht der Beteiligten - Funkstille in der Leitung.
Um 19.30 Uhr hatte ich genug.
Ich saß immer noch an derselben Stelle auf meinen Gepäck fest, hatte mich bereits drei Mal mit meinem Nachbarn gestritten, da ein Teil der Ausstattung einladefertig auf dem Treppenflur stand, und noch immer keine Rückmeldung, wie ich zum Platz kommen könnte.
Der Aufschrei, als ich offiziell absagte, war abzusehen, gewissermaßen einkalkuliert und fand auch prompt statt. Lockmittel wie die Verkündung meines Geburtstagsgeschenks und „es wäre schade“ zogen nun eindeutig nicht mehr. Drei Wochen Arbeit und mehrere Nächte wogen nun schwerer in der Frustrechnung.
Ich schleppte mein Zeug in den Keller, versteckte den Schlüssel an entsprechender Stelle und erklärte, dass ich meinen Fundus weiterhin zur Verfügung stellte. Auf mich aber möge man verzichten, immerhin schien man auf mich verzichten zu können.
Das hoch und heilige Versprechen, mich dennoch noch abzuholen, weckte mich am nächsten Morgen. Ich wappnete mich mit gesträubtem Nackenhaar für die Auseinandersetzung.
Unsere Kadin würde mich abholen.
Irrtum.
Denn das Auto unserer Kadin existiert seit diesem Tag nicht mehr. Beziehungsweise nicht in einem Zustand, dass es noch fahrbar wäre. Ein Autounfall durch Blitzeis erweichte mich, doch noch teilzunehmen. Unsere Kain würde an diesem Tag kaum noch einsatzfähig sein und damit noch weniger vom Team verfügbar, bei einer bereits absehbaren Verzögerung in Aufbau , außerdem fehlender Gewandung und Deko.
Eine Extra-Fahrt wurde fällig, denn noch mehr Leute saßen nun fest. Ich reduzierte mein Gepäck auf das Minimum. Der bestellte Fundus und ein bisschen normale Klamotte, das wars. Meine eigenen Sachen wie Zusatzgewandung, Schmuck, Kamera, Gelegenheitsunterhaltung, Gitarre und dergleichen blieben daheim.
Aber Murphy war noch nicht fertig mit uns.
Besagte Fahrt hatte zusätzlich die Aufgabe, noch etwas zu trinken zu holen. Und wie üblich erweiterte sich die Bestellung spontan um ungefähr das Doppelte. Kurz fiel mir der vollgepackte Kofferraum wieder ein, aber auch, dass der Fußraum noch Luftvolumen zur Verfügung stellte.
Zwecks Bezahlung hatten wir die Bankkarte eines unserer Lageristen mitsamt der PIN dabei. Nur, dass sich an der Kasse herausstellte, dass die PIN falsch war.
So nahmen wir tatsächlich fast ausschließlich die Getränke mit, und prompt stellte sich am Auto heraus, dass eine der Flaschen auf seltsame Art und Weise ein Loch hatte und lustig in die Landschaft pinkelte. Wir verstauten die heilen Flaschen und die undichte Colaflasche wanderte zum Verzehr ins Auto. Das hysterische Gewieher, resultierend aus Schlafmangel und der Absurdität unserer Situation kam mit.
Überraschenderweise kamen wir heil zum Lager.
Beim Ausladen begann die nächste Flasche, ihren Inhalt in einem zarten Strahl in der Umgebung zu verteilen – ein Teil meines Bettzeugs musste dran glauben. Zu einem Zeitpunkt, da ich bereits wusste, dass es nachts sehr kalt werden würde, eine großartige Aussicht.
Dank unserer Helfer standen bereits das große Zelt, die Kochstelle und auch das Mytholon-Zelt. Eingerichtet war jedoch noch nichts, das würde uns Neuankönnlingen überlassen bleiben. Also stürzte sich das Kernteam minus Kadin, ihrem Freund (noch arbeiten) und Helfer-Orga (wie vereinbart unsere Köchin) in die Arbeit. Zwei Leute also, die gemeinsam das große Besucher-Zelt einrichteten.
Schweißnass und stolz präsentierten wir das Ergebnis - um mit der Aussage konfrontiert zu werden, dass das alles so nicht passt.
Die Stimmung sank weiter, noch weiter, als die ersten Gäste eintrafen, die berechtigerweise aus der Uhrzeit ablasen, dass sie nun das Teehaus besuchen könnten. Wir saßen jedoch nun erst einmal am Abendessen - der ersten Mahlzeit seit einem kleinen Frühstück -, und waren noch nicht einmal alle vollständig, geschweige denn ambientig passend angezogen.
Die Temperaturen sanken mit der Laune, erreichten einen neuen Tiefpunkt, und als wir schließlich einsahen, dass nichts mehr zu erreichen war, begaben wir uns schließlich nach und nach ins Bett. Ich klaute mir eines der Kissen, als ich feststellen musste, dass meines – nass und draussen in den Dreck geworfen – steif gefroren war. Die Deckenspende unserer Helfer-Orga nahm ich denn auch zutiefst dankbar an, nachdem ich eine Weile vor mich hingebibbert hatte und das Stopfen von Kältebrücken abgeschlossen war. Die Decke obendrauf stellte sicher, dass ich nicht auch morgens davon ein paar entdecken würde.
Der nächste Morgen begann exakt genauso kalt. Überall knirschte der Raureif. Entsprechend der Vereinbarung und auch aus reiner Selbstverteidigung warf ich mir ein bisschen Fleece um und tat das, was ich auch die nächsten Tage tun würde – Feuer machen. Den ersten Fehler machte ich, als ich mir das dazugehörige Holz selber holte. Denn nun durfte ich mich weitgehend selber darum kümmern. Immerhin hatte ich das nun auch selbst getan.
Wir stellten nun an diesem Morgen bis Mittag den Rest des Lagers auf. Bereits jetzt ziemlich am Rande der Einsatzfähigkeit saßen wir beim Mittagsessen und konnten schließlich nach der Ankunft unseres fünften Manns feststellen – dass wir zwei weniger waren als angenommen.
Die spontane Neuanmeldung war wegen Unterleibskrämpfen mitsamt ihrem Freund nach Hause gefahren.
Murphys nächster Schlag war die Heerlager-Orga, die nach dem Schminken und Ankleiden unserer Katzenwesen beschlossen hatte, dass sie nicht genehmigt seien.
Die Diskussion artete sehr schnell ins Unsachliche aus – verständlich, sollten unsere beiden Felltiere sich nun nur noch in den Zelten aufhalten. Nicht nur die Tageswärme, auch der Aufwand hinter den Kostümen und dem Spiel ließ in diesem Moment massiv die Gemüter hochkochen. Zudem war dies nach dem etwas missglückten Aufbau der erste Spieltag für uns, während andere Lager bereits seit dem gestrigen fix und fertig ins Geschehen eingestiegen waren.
Die Anordnung ließ sich immerhin so weit aufweichen, dass sie sich nur im Lager zeigen dürften, doch mehrfache Anspielversuche von Besuchern weisen darauf hin, dass man sie gerne auch woanders gesehen hätte.
Dass Riesen, Elfen, Zwerge und einiges an anderen Fantasy-Gestalten über den Platz wandelten, schien die Orga wenig zu interessieren. Stattdessen begutachtete man uns mit abschätzigen Blicken.
Schön die wenigen Stunden mit den Barden im Zelt und beim Lagerfeuer - doch ich war gut geräuchert nach dieser Zeit. An diesem Abend fanden wir schließlich auch heraus, dass der Terassenofen, versehen mit einer Ofenrohrkonstruktion Gold wert war. Schließlich schliefen wir gemeinsam im großen Teezelt und nicht mehr in der kleinen Hütte, um das bisschen Wärme zu nutzen, das auch noch morgens von der Keramik ausging.
Der Besucheransturm war entsprechend gering, denn weder hatten wir rechtzeitig und intensiv Werbung gemacht, uns ausserhalb der Meldung der Orga auf Facebook gemeldet, noch waren wir wirklich darauf vorbereitet, dass die Gäste bei uns Bier und Met bestellen würden – waren wir doch ganz gezielt ein Shisha- und Teehaus und keine Taverne. Die Barden indes schienen zu genießen, auch einmal andere Lieder vortragen zu können als die üblichen Wirtshausschlager.
In dem Zuge kamen Wünsche nach weiteren Umbauarbeiten auf, die wir am nächsten Tag schließlich noch umsetzten.
Wir räumten unsere Schlafkojen und dekorierten die bisher als Ramsch- und "Lass es einfach verschwinden"-Raum genutzte Hütte komplett zur Außenterrasse.
Währenddessen war Essenmachen angesagt, und auch hier hielt sich Murphy nicht zurück. Ein Topf, der nun spontan ein Loch bekommen hatte, Kartoffeln, die trotz kochendem Wasser dank direkt auf der Glut stehendem Topf nicht gar werden wollten, fast verkohlte Hühner – die erst nach einem extra Suppenbad überhaupt so etwas wie gar wurden. Nicht zu sprechen von miserablen Windverhältnissen – an raucharme Glut war nicht zu denken. So riechen auch fast zwei Wochen nach dieser Aktion meine gewaschenen Haare immer noch nach Räucherschinken. Satt sind wir dank unser Lagerköchin trotzdem geworden und geschmeckt hat es auch immer.
Beim Einladen schließlich standen wir dem letzten Kapitel des Murphy-Events gegenüber. Nicht nur riss am letzten Tag die Zeltplane des großen Hauptzeltes ein – glücklicherweise erst beim Abbau, denn diesen Riss zu reparieren, hätte uns vor größere Schwierigkeiten gestellt. Auch fehlte uns nun ein Auto. Und offensichtlich auch einige Sachen von mir, denn plötzlich hatte ich zwei Klappkisten weniger an Fundus, die zu verstauen waren.
Und so sitze ich inzwischen wieder zu Hause.
Mit einem großen „Nie wieder“ fürs Heerlager. Und nur dem Inhalt meiner Reisetasche, denn der Fundus ist gerade in Landshut – und die Damen und Herren, die ihn haben, nun auf dem dritten Con in Folge.
Murphy hat uns alle lieb.
Der Sommer beginnt nämlich ganz fleissig derzeit – mit 30 Grad plus.
Und drei Ladegeräte sind abgeraucht, eins zischend und spuckend.
Das Notebook ist auch hinüber.
Aber wer wird sich denn beschweren?
MAAAAAMIIIIIIIIIII!!!!!1!!11!!!einself!
*Reenactment: Üblicherweise die "historisch korrekte" Variante des LARP. Häufig werden Gewänder, Lager, Essen usw. dem aktuellen Wissensstand der Archäologie nachempfunden und teils durch experimentelle Untersuchungen ergänzt.
Manche Gruppen verlangen handgenähte Kleidung - keine Nähmaschinennähte - und/oder den Verzicht auf moderne Brillen. Die Gruppen finden sich hauptsächlich auf Mittelaltermärkten zur Historiendarstellung, seltener in Museen als „Ausstellung zum Anfassen“. Seltener kommt es vor, dass die Gruppen ein eigenes Grundstück besitzen, um ein Lagerdorf zu errichten.
Die Szene ist durchgehend im Wandel, da sich immer wieder als bestätigt oder absolut sicher betrachtete Ergebnisse aus der Wissenschaft ändern. Um das Ausmaß zu beschreiben gibt es zwei berühmte Beispiele:
Zum Einen gibt es einen Knoten, der inzwischen den Titel "Reenactors Knot" trägt, da er Darstellungen nachempfunden wurde, aber nie im Fundbild von alter Kleidung auftaucht. Unzweifelhaft praktisch hat sich inzwischen herausgestellt, dass man hier von einer verbreiteten Vereinfachung der Malereien ausgehen muss.
Das aktuellere Beispiel ist der Fund von weiblicher Unterwäsche, genauer gesagt: BHs. Bis zum Zeitpunkt des Fundes ging man davon aus, dass es sowas erst seit dem 19. Jahrhundert gegeben habe - Schriften und besagter Fund in der Baustruktur eines alten Hauses bewiesen das Gegenteil.
Eine Besonderheit, die Reenactment von Living History abgrenzen soll, ist die Darstellung fiktiver Personen, angepasst an die gewählte Epoche.
**Living History: Je nach Auslegung die „Märchen-Variante“, die Show-Version oder die „echte“ Form des Reenactments.
Im Bereich Living History gibt es zwei Hauptströmungen. Beide beziehen sich auf das Nachstellen und Nacherleben des "historischen Lebens", unterscheiden sich aber in ihrem Schwerpunkt. So hat man die Wahl zwischen historisch korrektem Nacherleben von historischen Ereignissen und historisch korrektem Nacherleben vom Leben damals, verbunden mit dem Nacherleben historisch korrekt gezeigter Persönlichkeiten ihrer Zeit. Beiden Parts ist gemein, dass sie sich hauptsächlich auf Aufzeichnungen der betreffenden Zeit stützen und damit umstritten sind. Fälschungen und falsch verstandene Textstellen sind anscheinend in den mittelalterlichen Quellen keine Seltenheit.
(Über die Ambitionen, einen Kaiser oder Großfürsten darzustellen, reden wir hier mal nicht…)
*** Team, das: Toll, Ein Anderer Machts. ;)
Nachtrag vom Ende Okt. 2016:
Man wird es kaum glauben, aber nach einer Hauruck-Aktion habe ich nun einen Großteil meines Fundus wieder, zusammen mit der Aussage, dass ich auf der Rechnung für die Kleider sitzen bleibe. Die nächsten Tage heißt es Wäsche waschen und Keller umräumen.
Wir haben überlebt!
Und betrauern die Verluste.
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